Prisma

Großhirn und Kleinhirn altern unterschiedlich

Wenn uns wieder mal ein Name entfallen ist, bringen wir das meist mit dem allgemeinen Untergang der kleinen grauen Zellen in Verbindung. Im Prinzip richtig, meint ein internationales Forscherteam vom Max-Planck-Institut Leipzig, doch altern nicht alle Hirnareale gleich schnell, wie eine Studie jetzt belegt.

Die Forscher verglichen dazu mithilfe von Biochips die Aktivität bestimmter Gene in verschiedenen Hirnregionen. Das Ergebnis: in der Großhirnrinde konnte an fünf unterschiedlichen Orten eine gleichzeitig verlaufende Änderung der Genaktivität verzeichnet werden, während das Kleinhirn deutlich weniger Veränderungen aufwies.

Als Ursache vermuten die Wissenschaftler den zerstörerischen Einfluss von freien Radikalen. Mit der höheren Stoffwechselaktivität im Großhirn als Hort der Denkvorgänge treten verstärkt freie Radikale auf. Diese beschleunigen wiederum den Alterungsprozess der grauen Zellen. Aufgrund der geringeren Stoffwechselrate in dem für unbewusste Motorik zuständigen Kleinhirn treten hier weniger starke Belastungen für die Gehirnzellen auf.

Unterschiede in den Genaktivitäten ließen sich auch im Vergleich von Mensch und Schimpansen feststellen. Evolutionsbedingt haben sich die Gehirne beider Spezies unterschiedlich entwickelt, woraus sich Abweichungen in den Gehirnfunktionen ergaben. Fraglich ist in diesem Zusammenhang die Verwendung von Mäusen in der neurologischen Forschung. Wenn sich in den Alterungsprozessen zwischen Menschen und Schimpansen schon auffällige Unterschiede nachweisen lassen, wie repräsentativ ist dann das Mausmodell bei der Untersuchung von Mechanismen menschlicher Gehirnerkrankungen? war

Quelle: PLoS Biology 3 (9), e274 (2005).

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