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Klinikärzte protestieren gegen schlechte Arbeitsbedingungen

BERLIN (ks). Rund 2500 Klinikärzte aus dem gesamten Bundesgebiet haben am 5. August in Berlin gegen überlange Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung protestiert. Die Kundgebung, zu welcher der Klinikärzte-Verband Marburger Bund (MB) aufgerufen hatte, war der Höhepunkt einer bundesweiten Protestwoche mit Warnstreiks an Unikliniken in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Berlin.

Der MB-Vorsitzende, Dr. Frank Ulrich Montgomery, betonte auf der Berliner Kundgebung, dass Klinikärzte "mehr als alle anderen in der Gesellschaft" arbeiten – eine 80 Stunde Woche sei häufig die "traurige Realität". Jedes Jahr leisteten Krankenhausärzte unvergütete Überstunden im Wert von einer Milliarde Euro. Doch nach wie vor werde Bereitschaftszeit nicht als vollwertige Arbeitszeit anerkannt. Nachdem die Landesregierungen Tarifverträge gekündigt haben, um das Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu kürzen und die normalen Arbeitszeiten auf 42 Stunden auszudehnen, sei das "Fass übergelaufen". Montgomery: "Diesen staatlich organisierten Lohnraub lassen wir uns aber nicht gefallen". Er forderte anständige Arbeitsbedingungen für eine hochwertige Patientenversorgung, anständiges Geld für gute Arbeit und die vollständige Anerkennung der Leistung der Klinikärzte.

Rückkehr an den Verhandlungstisch

Offenbar zeigen die Proteste bereits Wirkung. Zwar kritisierte der niedersächsische Finanzminister und Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Länder, Hartmut Möllring (CDU), die Proteste und wies Forderungen nach einem eigenen Tarifvertrag für Krankenhausärzte zurück. Zugleich bekräftigte Möllring aber auch seine Verhandlungsbereitschaft. Montgomery signalisierte ebenfalls die Bereitschaft, die Tarifgespräche wieder aufzunehmen. Zur Rückkehr an den Verhandlungstisch hatte auch die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel, aufgerufen. Die Auseinandersetzung dürfe nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden, sagte die SPD-Politikerin am 5. August im Deutschlandfunk. Gefordert seien vor allem die Länder, die im vergangenen Jahr unter der Führung Niedersachsens aus den Verhandlungen ausgestiegen seien.

Unterstützung von den Niedergelassenen

Solidarisch mit ihren Kollegen in den Krankenhäusern zeigen sich auch die niedergelassenen Ärzte: "Es gibt hier viele Parallelen zu uns Niedergelassenen. Auch in den Praxen werden wir von einer wahren Bürokratieflut überschwemmt. Die Arbeitszeitbelastung ist enorm, ebenso das wirtschaftliche Risiko", sagte Ulrich Weigeldt, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Es könne nicht angehen, dass die Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken unter unwürdigen Bedingungen geradezu ausgebeutet werden.

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