Arzneimittel und Therapie

Eine exklusive Studie?

Die Ergebnisse einer großen Kopfschmerzstudie, die erstmals die Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein gegen die Monosubstanzen bzw. Zweierkombinationen sowie gegen Plazebo vergleicht, wurde vorgestellt – und die Firma spricht sofort von "überlegener Wirksamkeit" und von einem "Paradigmenwechsel in der Kopfschmerztherapie".

Ist damit die Absolution für die zuvor so arg geschmähte fixe Dreierkombination in der Kopfschmerztherapie erteilt und sind die bisher favorisierten Monotherapeutika ins Abseits gedrängt? Nein, meiner Meinung nach bestätigt die vorliegende Studie die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Mehrfachkombination, mehr nicht. Aber genau das ist schon sehr viel, denn vielleicht wird sie die Kritiker an solchen Fixkombinationen in der teilweise hochemotional geführten Diskussion zum Schweigen bringen.

Die Studie wurde praxisnah unter der Leitung des Essener Schmerzspezialisten Professor Hans-Christoph Diener konzipiert: In der Studie wurden wirklich äquipotente Dosierungen miteinander verglichen, Dosierung der Monoanalgetika, die für die Therapie der Migräne und der Kopfschmerzen vom Spannungstyp als optimal wirksam empfohlen werden. Es wurden keine Patienten aus Spezial-Schmerzkliniken einbezogen, sondern ganz normale Patienten, die mit anderen Beschwerden einen Arzt aufsuchten und gefragt wurden, ob sie auch mal Kopfschmerzen haben und diese im Rahmen der Selbstmedikation behandeln. Auch wurden die von den Patienten in ihrem Tagebuch beschriebenen Symptome von Fachärzten bewertet und als Migräne bzw. Kopfschmerzen vom Spannungstyp bestätigt. Leider wurden nur zwei Kopfschmerzattacken pro Patient innerhalb eines Zeitraumes von zwei Monaten in die Studie aufgenommen. Unklar ist auch, warum nicht gegen Ibuprofen getestet wurde.

Und ob ein Unterschied von acht Minuten bei der Zeit bis zu einer 50%igen Schmerzreduktion wirklich so gigantisch große Relevanz für die Praxis hat, muss jeder in der Beratung seiner Kunden für sich entscheiden.

Interessant ist die Studie allemal, offensichtlich nicht nur für Apotheker: In der "Welt" wurde ebenso über die Ergebnisse berichtet wie in der "Berliner Morgenpost". Die Original-Studie kann seit Mitte Mai auf den Seiten der Zeitschrift Cephalalgia als early-online-Version eingesehen werden (siehe nebenstehenden Beitrag). Auch die PZ wird ihre Leser selbstverständlich informieren: "Die Orginal-Studie liegt der PZ exklusiv vor und wird in einer der Augustausgaben ausführlich vorgestellt", war der PZ vom 28. Juli 2005 auf der Seite 30 zu entnehmen. Komisch, meine Vorstellung von Exklusivität war bisher eine andere ...

Carolina Kusnick

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