Arzneimittel und Therapie

Retardierte Oxybutynin-Formulierung eingeführt

Die medikamentöse Therapie der überaktiven Blase richtet sich auf die Hemmung der parasympathischen Überaktivität. Therapeutisches Ziel ist die effektive Symptomkontrolle und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Jetzt steht mit Lyrinel™ uno eine retardierte Oxybutynin-Formulierung zur Verfügung, wie die medac GmbH mitteilte. Die OROS®-Technologie soll eine gleichmäßige Wirkstofffreisetzung ermöglichen und anticholinerge Nebenwirkungen reduzieren.

Unfreiwilliger Harnverlust

Das Fassungsvermögen der Harnblase beträgt normalerweise maximal 1500 ml. Wenn sich 250 bis 300 ml Urin gesammelt haben, entsteht durch die Reizung der Dehnungsrezeptoren der Blasenwand bzw. des Musculus detrusor vesicae Harndrang. Die Erregung der parasympathischen Nervenfasern mit konsekutiver Acetylcholinfreisetzung löst die Kontraktion des Blasenmuskels und damit die Blasenentleerung aus.

Bei der überaktiven Blase setzen die parasympathischen Nervenendigungen schon bei geringem Füllungsvolumen Acetylcholin frei. Es kommt zur vorzeitigen Kontraktion des Musculus detrusor vesicae mit imperativem Harndrang, der nach der Definition der "International Continence Society" (ICS) das Leitsymptom der überaktiven Blase darstellt. Weiterhin ist das Krankheitsbild durch Pollakisurie und Nykturie gekennzeichnet, oft besteht zusätzlich eine Dranginkontinenz. Diese Symptomatik schränkt die Lebensqualität erheblich ein. Sie prägt den Alltag und verursacht soziale, psychische und physische Probleme.

Die parasympathische Überaktivität hemmen

Die medikamentöse Therapie der überaktiven Blase zielt auf eine wirksame Symptomkontrolle, so dass die Lebensqualität der Patienten verbessert wird. Da eine Behandlung die Ursache der Erkrankung nicht beseitigen kann, ist eine Langzeittherapie indiziert. Als "Goldstandard" in der medikamentösen Therapie der überaktiven Blase gelten Anticholinergika. Oxybutyninhydrochlorid ist ein synthetisches tertiäres Amin mit anticholinerger und spasmolytischer Wirkung auf die glatte Muskulatur unter anderem der Harnblase.

Allerdings wird die Therapie durch eine relativ hohe Rate anticholinerger Nebenwirkungen – vor allem Mundtrockenheit – limitiert. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine ausgeprägte Symptomatik eine Dosiserhöhung erfordert. Zudem ist eine dreimal tägliche Einnahme erforderlich, was sich ungünstig auf die Therapietreue der Patienten auswirkt.

Verzögerte Freisetzung

Einen viel versprechenden Therapieansatz bietet Oxybutynin mit der OROS®- Technologie: Lyrinel™ uno besteht aus einem Wirkstoffkern und einem Kompartiment, das eine osmotisch aktive polymere Druckkomponente enthält. Das quellende Polymer drückt nach Eindringen von Wasser den Inhalt des Wirkstoffkompartiments in flüssiger Form durch eine Mikropore im Überzug zeitkonstant heraus. Durch die kontrolliert gleichmäßige Freisetzung des Wirkstoffs Oxybutynin werden bei einmal täglicher Einnahme stabile Plasmaspiegel erreicht. Die Einmalgabe wirkt sich darüber hinaus günstig auf die Therapietreue aus. Zum anderen werden Konzentrationsspitzen des Plasmaspiegels vermieden, so dass das Risiko anticholinerger Nebenwirkungen abnimmt. So trat Mundtrockenheit signifikant seltener auf als unter einem herkömmlichen Oxybutyninpräparat.

Vergleichsstudie

mit Tolterodin Eine bessere Wirksamkeit zeigte Lyrinel™ uno in der OPERA-Studie (Overactive Bladder: Performance of Extended Release Agents), einer Vergleichsstudie mit Tolterodin, die mit 790 Frauen durchgeführt wurde: Die Miktionsfrequenz, die Inkontinenzepisoden insgesamt sowie die Dranginkontinenzepisoden pro Studienwoche nahmen unter der retardierten Formulierung von Oxybutynin stärker ab als unter Tolterodin. Ein signifikanter Unterschied zeigte sich nach zwölfwöchiger Therapie bei der Kontinenzrate pro Woche: Sie betrug 23% unter Lyrinel™ uno im Vergleich zu 17% unter Tolterodin. Als häufigste Nebenwirkung in der Studie wurde Mundtrockenheit angegeben. Sowohl mäßige als auch schwere Mundtrockenheit trat in beiden Behandlungsgruppen gleich häufig auf. ck

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