Arzneimittel und Therapie

Mittel gegen Gedächtnisstörungen

Pflanzliche Präparate werden vermehrt in der Behandlung leichter Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen eingesetzt. So werden aus den Blättern des Ginkgobaums arzneilich wirksame Extrakte gewonnen. Genutzt werden ebenso die Ginsengwurzel von Panax ginseng und der so genannte sibirische Ginseng oder Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus), der häufig als Ersatz für den teuren Ginseng verwendet wird.

Öko-Test hat 54 pflanzliche Produkte im Labor untersucht und begutachten lassen: 20 Ginkgopräparate gegen Gedächtnisstörungen, 34 Ginseng- und Eleutherococcus-haltige Präparate zur Stärkung der Konzentrationsfähigkeit. Kein Präparat schneidet mit "sehr gut" ab. Vier Ginkgopräparate erhalten ein "gut" und könnten bei leichten Gedächtnisstörungen eingesetzt werden. Von den Ginsengpräparaten rät Öko-Test ab: Die Wirksamkeit ist nicht durch klinische Studien nachgewiesen, eine Steigerung der Konzentrationsfähigkeit sei kaum zu erwarten.

Spezialextrakte mit nachgewiesener Wirksamkeit

Mit "gut" bewertet wurden folgende Ginkgo-haltige Mittel (Ginkgo-Isis® 50 mg Filmtabletten, Kaveri® 50 mg Filmtabletten, Rökan® 40 mg Filmtabletten. Tebonin® forte 40 mg Filmtabletten), sechs werden allerdings mit "mangelhaft" oder gar "ungenügend" bewertet. Vorteil der vier positiv eingeschätzten Präparate: Die Wirksamkeit der enthaltenen Spezialextrakte (EGb 761 in den Rökan® und Tebonin® forte, sowie der Extrakt LI 1370 in Kaveri® und Ginkgo-Isis®) wurde in klinischen Studien nachgewiesen.

Im Fall von Ginkgo-Isis® wurde allerdings die Wirksamkeit des Spezialextraktes untersucht, nicht aber die des Gesamtpräparates. Es konnte insgesamt kein "sehr gut" vergeben werden, da keines der Präparate den Zerfall von Nervenzellen im Gehirn aufzuhalten vermag: die lediglich "unterstützende" Wirkung bei der Behandlung von Gedächtnisstörungen führte zu einer Abwertung um eine Stufe. Eine nicht ausreichend nachgewiesene Wirksamkeit, wie Öko-Test allen anderen untersuchten Präparaten bescheinigte, führte zu einer Abwertung um vier Stufen. Ebenfalls in die Bewertung einbezogen wurden neben der Deklaration der Extrakte auch die enthaltenen Hilfsmittel und die Verpackung.

Hinweis im Beipackzettel auf Wechselwirkungen

Verheerend – so Öko-Test – sei das Ergebnis bei den Ginseng- und Taigawurzelmitteln: Sie erreichen allesamt nur "mangelhafte" oder "ungenügende" Gesamturteile. Als Anwendungsgebiet der Ginseng-Präparate gelten "Stärkung und Kräftigung bei nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit". Hier sieht Öko-Test eine nicht ausreichend nachgewiesene Wirksamkeit und wertet die getesteten Präparate um vier Stufen ab. Ginkgo- und ginsenghaltige Produkte können die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen oder bei gleichzeitiger Einnahme gerinnungshemmender Arzneimittel deren Wirksamkeit abschwächen. Ein entsprechender Hinweis im Beipackzettel wäre wünschenswert. Bei vielen Präparaten fehlt er jedoch – dies führte zu einer Abwertung um eine Stufe. ck

 

Quelle
Öko-Test 07/2005

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