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Grippe-Pandemie: Länder treffen Vorkehrungen

ERLANGEN (ks). Die Weltgesundheitsorganisation WHO und europäische Gesundheitsexperten befürchten den baldigen Ausbruch einer weltweiten Grippe-Epidemie. "Es ist mittlerweile die Frage, wann die Pandemie ausbricht, nicht ob", hieß es am 30. Juni auf der 78. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in Erlangen. Die 16 Gesundheitsminister der Länder berieten gemeinsam mit WHO-Generaldirektor Jong-Wook Lee und EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou über Strategien, wie einer solchen Pandemie entgegengetreten werden kann.

"Wenn sich die Vogelgrippe aus Asien mit einem Influenzavirus verbindet, ist eine rasend schnelle Ausbreitung über den ganzen Globus zu befürchten", warnte der bayerische Gesundheitsminister und Gastgeber der GMK Werner Schnappauf (CSU). Die Länder verfolgen daher bei der Pandemievorsorge eine Mehrfachstrategie: Die Überwachung soll intensiviert und ein Impfstoff entwickelt werden. Zudem wollen sich die Länder mit antiviralen Medikamenten wie Tamiflu oder Relenza bevorraten.

Den Impfstoff sehen die Länderminister als das wirksamste und wichtigste Mittel. Die GMK begrüßt daher, dass sich der Bund für die Schaffung einer einheitlichen Impfstrategie einsetzt und die Finanzierung der Vorbereitungskosten übernimmt. Die Produktion eines Grippe-Impfstoffs kann aber erst starten, wenn die WHO das zugrunde liegende Virus einer Pandemie identifiziert und charakterisiert hat. Doch man hofft, dass der Impfstoff bereits einsatzbereit ist, bis sich eine solche Grippe von Südost-Asien bis nach Europa ausgebreitet hat.

Was die Medikamentenbevorratung betrifft, ist Schnappauf zufolge eine Rahmenvereinbarung mit beiden Herstellerfirmen ausgehandelt worden. Auf deren Grundlage kann bis Mitte Juli die angebotene Menge gekauft werden. Über Art, Umfang und Notwendigkeit der Beschaffung entscheiden die jeweiligen Länderkabinette. Die norddeutschen Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen haben sich etwa darauf verständigt, im Falle einer möglichen Pandemie gemeinsam zu handeln.

Die niedersächsische Gesundheitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, dass eine breit angelegte Beschaffungsaktion und jahrelanges Einlagern von antiviralen Arzneimitteln wenig sinnvoll sei: Die Medikamente haben nur eine Haltbarkeitszeit von fünf Jahren und müssten regelmäßig vernichtet sowie neu beschafft werden. Sinnvoller sei es, ein umfassendes Überwachungssystem einzurichten, technische Vorbereitungen zu treffen und in den Impfstoff zu investieren. Dennoch wollen die norddeutschen Länder zur Überbrückung auch Arzneimittel einkaufen: "Wir gehen davon aus, dass wir die Medikamente im Falle der Pandemie gar nicht einsetzen müssen, weil sicherer Impfstoff innerhalb kurzer Zeit produziert werden kann. Doch so können wir den Menschen in unserem Land doppelte Sicherheit bieten", sagte von der Leyen.

Weitere Themen der GMK waren länderübergreifende Maßnahmen gegen die Verharmlosung von Schönheitsoperationen, die europaweite Eindämmung des Tabakkonsums, Möglichkeiten zur Förderung der Organspendebereitschaft und Wege zur Finanzierung von Kinderhospizen.

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