Apotheke und Krankenhaus

Verblistern, verbaxtern oder verteufeln?

Mehr Polemik als Sachargumente stehen im Mittelpunkt der "Blister-Diskussion". Während in der Vergangenheit dieses Thema nur für Altenheimpatienten im Vordergrund stand, nimmt Kohlpharma jetzt auch die Homecare-Patienten ins Visier seiner Bemühungen.

Wie man berufspolitisch zu dieser Frage steht, ist das eine, welche Vorteile die einzelnen Systeme für den Patienten bringen, das andere. Vor allem diese Patientensicht müssen wir Apotheker uns zu Eigen machen: Der Pharmazeut als Garant einer erhöhten Arzneimittelsicherheit. Hierbei kann das Verblistern der Arzneimittel ein sinnvolles Hilfsmittel sein.

Jedes Stellen der Medikamente durch die Apotheke hat aber Voraussetzungen, ohne die keines der bekannten Systeme (manuell, automatisch oder Assist-Pharma) funktionieren kann: Es muss nämlich eine komplette pharmazeutische Betreuung des Patienten stattfinden, es muss einen eindeutigen Medikationsplan geben, für den auch jemand die Verantwortung übernimmt, und es dürfen keine neuen Schnittstellen entstehen. Im Gegenteil: Durch Apotheker eingeführte Systeme müssen eher das pharmazeutische Optimum bieten, um ihre Einführung zu rechtfertigen. Reine Multidose-Systeme wie das von Kohlpharma zeigen hier ihre Schwächen. Die Begrenzung auf nur vier Einnahmezeitpunkte pro Tag ist solch ein eklatanter Schwachpunkt. Auf Einnahmebesonderheiten wie die Gabe vor oder nach den Mahlzeiten einzugehen, ist hier unmöglich. Auch die Limitierung auf 400 Arzneimittel schränkt die Therapiemöglichkeiten stark ein und sorgt für neue Schnittstellen und Fehlermöglichkeiten, da ein Teil der Arzneimittel sich nicht in den Blistern befindet und die Gefahr erhöht, dass diese dann falsch oder gar nicht eingenommen werden.
Dass sich die Kosten im System durch das Verblistern durch Apotheken erhöhen, ist, bezogen auf das deutsche Versorgungsniveau, nicht bewiesen. Im Bereich Altenheim ist eher vom Gegenteil auszugehen. Da manche Apotheken das Verblistern kostenlos anbieten, findet allerdings derzeit eine fast einseitige Verlagerung der Kosten auf die Apotheken statt. Hier muss es ein Ziel sein, die Vorteile für alle Beteiligten (Patient, Kostenträger, Heim, Apotheke) klar darzulegen und eine annähernd gerechte Verteilung der Vorteile und der Kosten zu erreichen.

Dagegen ist die Verteufelung von patientenorientierter Verblisterung in der Diskussion wenig hilfreich.

 

Detlef Steinweg,
Paracelsus-Apotheke,
Castrop- Rauxel,
Anwender eines Baxter-Automaten

 

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