Arzneimittel und Therapie

Mangelnde Fitness so gefährlich wie Rauchen

Wer sich nicht regelmäßig bewegt, geht hohe gesundheitliche Risiken ein. Nach Ansicht des Sportmediziners Prof. Dr. med. Peter Bärtsch ist mangelnde Fitness sogar genauso gefährlich wie Rauchen. Darauf sollten die Kunden in der Apotheke durchaus hingewiesen werden.

Sportmedizinern zufolge gibt es heute keine ernstzunehmenden Zweifel mehr, dass sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit regelmäßigem Sport verhindern lassen und dadurch eine höhere Lebenserwartung möglich ist. Zwar existiert bislang noch keine Studie, die hundertprozentig beweist, dass körperliche Aktivität das Mortalitätsrisiko bei gesunden Menschen verringert, doch schon seit Jahren deuten große epidemiologische Untersuchungen auf den Zusammenhang zwischen Bewegung und der Senkung des kardiovaskulären Mortalitätsrisikos hin.

Körperliche Inaktivität

ist eine Gefahr

Zudem belegen zahlreiche hochwertige Studien, die prospektiv und kontrolliert durchgeführt wurden, dass ein Ausdauertraining bedeutende Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflusst, wie der Sportmediziner Prof. Dr. med. Peter Bärtsch von der Universitätsklinik Heidelberg hervorhebt: "Mit einem systematischen Training von etwa drei bis vier Einheiten pro Woche lässt sich der systolische und diastolische Blutdruck signifikant um jeweils fünf bis zehn mmHg senken."

Ähnlich positive Auswirkungen sind nach Hinweisen des Sportmediziners auch auf die endotheliale Dysfunktion, die Insulinresistenz, den Cholesterinspiegel und die Gewichtsnormalisierung nachgewiesen. Wie groß die Gefahr der körperlichen Inaktivität ist, verdeutlicht der Vergleich mit anderen Risikofaktoren. Eindrucksvoll ist vor allem eine Studie aus der Cooper-Klinik in Dallas, in der 32.000 Menschen verschiedener Altersklassen über 20 Jahre untersucht wurden. "Dabei zeigte sich, dass fehlende Fitness ein Risikofaktor ist, der das Gewicht des Rauchens hat – und zwar sowohl bei Männern als auch bei Frauen", so Bärtsch.

Jede Bewegung zählt, aber je mehr desto besser

Hervorheben sollte man aber auch, dass nicht nur ein umfangreiches Ausdauer-Training die Gesundheit fördert. "Zwar gilt die Devise ,Je mehr desto besser', doch aus vielen Studien lässt sich herauslesen, dass auch ein geringerer Trainings-Umfang positive Effekte auf die Gesundheit hat und letztendlich jede Bewegung zählt", unterstreicht Bärtsch. Nach seiner Ansicht beginnt Gesundheitssport daher nicht erst auf dem Sportplatz, sondern bereits im normalen Alltagsleben. Die tägliche Fahrt mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz ist demzufolge genauso zu empfehlen wie der kurze Gang zum Briefkasten oder körperliche Haus- und Gartenarbeit.

Lebensqualität verbessert sich

Immer wieder taucht dabei auch die Frage auf, ob es sich im Alter von 50 Jahren überhaupt noch lohnt, mit Ausdauersport zu beginnen. Vielfach besteht das Gefühl, dass es aufgrund der jahrelangen Inaktivität sowieso schon zu spät sei, was Bärtsch zufolge aber nicht stimmt: "Für Ausdauer-Sport ist es nie zu spät. Selbst im Alter von 65 bis 75 Jahren ist nach derzeitiger Datenlage noch mit einer Verbesserung der Lebenserwartung zu rechnen."

Allerdings sollte man Ausdauersport nicht nur unter dem Aspekt der Mortalitätsreduktion betrachten. Dies gilt insbesondere für Sportgegner, die darauf hinweisen, dass man möglicherweise mehr Zeit in das Training stecken müsse als unter dem Strich an Lebensverlängerung herauskommt. Denn nicht zu verachten ist auch die Verbesserung der Lebensqualität, was Bärtsch zufolge von mehreren Untersuchungen untermauert wird. "Zu nennen sind beispielsweise Menschen mit einer Herzinsuffizienz, für die in prospektiven, kontrollierten Studien gezeigt wurde, dass körperliche Aktivität im Vergleich zu einem passiven Lebensstil mit einer längeren hospitalisationsfreien Überlebenszeit einhergeht, was eindeutig als großer Gewinn zu werten ist."

Anfänger vor plötzlichem Herztod schützen!

Neben den positiven Auswirkungen der körperlichen Bewegung sollte man auch die Gefahren nicht aus dem Auge verlieren. Zwar überwiegen insgesamt die positiven Aspekte, doch je nach Belastungsintensität erhöht sich während des Sports das Risiko für den plötzlichen Herztod ungefähr um das 10- bis 50-Fache. Gefährdet sind vor allem Anfänger und Wiedereinsteiger, die sich vor der ersten Trainingseinheit unbedingt einer Gesundheitsuntersuchung unterziehen sollten. Je mehr Ausdauersport ein Mensch schließlich betreibt, desto geringer wird das Risiko, während und auch außerhalb des Sports einen plötzlichen Herztod zu erleiden.

Dr. med. Karl Eberius,
Heidelberg

 

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