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Zu viel Wissen schadet dem Gedächtnis

Je mehr Wissen ein erwachsener Mensch zu bestimmten Themen besitzt, umso schlechter kann er sich dazugehörige Details merken. Kinder hingegen zeigen klare Vorteile hinsichtlich ihrer Gedächtnisleistung, da sie neu Erlerntes noch nicht in Rubriken einordnen und sich somit besser auf Einzelheiten konzentrieren können.

Zu dieser Erkenntnis gelangten amerikanische Psychologen nach einer Studie mit dem Ziel, die unterschiedlichen Wahrnehmungsformen und das Erinnerungsvermögen von Kindern jungen Erwachsenen zu erklären. Dazu wurden den Probanden Tierbilder vorgelegt und ihnen gesagt, dass bestimmte Tiere "Beta-Zellen" in ihrem Körper hätten. Die Teilnehmer sollten erkennen, welche Tiere dazugehörten. Im Laufe des Testes wurde ihnen signalisiert, dass ausschließlich Katzen mit jener Zellenform in Verbindung stehen.

Im zweiten Teil der Untersuchung war es die Aufgabe, bei der Betrachtung weiterer Tierbilder anzugeben, ob die dargestellten Tiere schon einmal im ersten Teil vorgekommen waren. Das Resultat – die Kinder hatten scheinbar das bessere Gedächtnis. Je älter die Probanden waren, desto fehlerhafter war die Wiedererkennung der Tiere. Die Forscher vermuten den Grund darin, dass die Erwachsenen sich nur auf die Katzen konzentrierten, sobald sie erkannten, dass keines der anderen Tiere "Beta–Zellen" in sich trug. Dagegen suchten die Kinder nach ähnlichen Merkmalen der abgebildeten Tiere und nahmen somit viel mehr Details wahr.

Ein dritter Test bestätigte die Annahme der Wissenschaftler, dass die Überlegenheit der Kinder auf deren fehlendes Vorwissen zurückzuführen sei. Jetzt wurden beiden Probandengruppen frei erfundene Geschöpfe vorgelegt und der Wiedererkennungswert war bei den Erwachsenen ebenso hoch wie bei den Kindern, da bei beiden Versuchsgruppen keine Kategorien zu den entsprechenden Abbildungen existierten. war

Quelle: Child Development 76 (3), 583 – 597 (2005).

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