Arzneimittel und Therapie

Rehabilitation für langwirksames Nifedipin

Bei einer Angina pectoris werden häufig Calciumantagonisten verordnet, deren Nutzen teilweise kontrovers diskutiert wird. In der ACTION-Studie wurde die langfristige Wirksamkeit von Nifedipin untersucht und dessen Sicherheit und Benefit nachgewiesen.

Angina pectoris ist das häufigste Symptom bei Patienten, die an einer stabilen atherosklerotischen koronaren Erkrankung leiden. Mit den zur Verfügung stehenden therapeutischen Möglichkeiten kann die Erkrankung nicht geheilt werden und viele Patienten sind trotz Therapie nicht beschwerdefrei. Seit vielen Jahren werden zur symptomatischen Therapie Nitrate, Calciumantagonisten und Beta-Blocker eingesetzt, ohne ihrer Langzeitsicherheit allzu große Aufmerksamkeit zu schenken. Diese rückte erst Mitte der 90er-Jahre in den Vordergrund, als die Sicherheit einer langfristigen Therapie mit Calciumantagonisten (vor allem mit kurzwirksamem Nifedipin) angezweifelt und die Forderung nach langjährigen Studien laut wurde. Vor diesem Hintergrund wurde die ACTION-Studie (A Coronary Disease Trial Investigating Outcome with Nifedipine GITS) konzipiert und durchgeführt.

Fünfjährige Studie

Für die Studie wurden in 19 Ländern insgesamt 7665 Patienten mit symptomatischer stabiler koronarer Herzkrankheit ausgewählt und randomisiert zwei Gruppen zugeordnet. Einschlusskriterien waren

  • ein Infarkt in der Anamnese,
  • ein positives Koronarangiogramm oder
  • ein positiver Belastungstest.

Die 3825 Probanden der Verum-Gruppe erhielten einmal täglich 60 mg Nifedipin als gastrointestinales therapeutisches System (GITS), die 3940 Teilnehmer der Vergleichsgruppe ein Plazebo. Diese Medikation wurde knapp fünf Jahre lang beibehalten (durchschnittlich 4,9 Jahre). Alle Patienten erhielten weiterhin ihre Basismedikation, vor allem Beta-Blocker und Nitrate, aber auch Lipidsenker und weitere Antihypertensiva. Der primäre Studienendpunkt wurde als eine Kombination aus Tod, akutem Myokardinfarkt, refraktärer Angina, neu aufgetretenem Herzversagen, peripherer Revaskularisation und Schlaganfall mit bleibenden Folgen definiert. Die statistische Auswertung erfolgte mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse.

Kein signifikanter Unterschied beim primären Studienendpunkt

Bei der Gesamtrate primärer Ereignisse (Tod, Herzinfarkt, refraktäre Angina, Schlaganfall mit bleibenden Schäden, Herzinsuffizienz, periphere Revaskularisation) unterschied sich die Therapie mit dem Calciumantagonisten nicht von der Plazebotherapie. Für einzelne kardiovaskuläre Endpunkte wie Herzinsuffizienz, die Notwendigkeit von Koronarangiographien oder Bypass-Operationen ergaben sich in der Verum-Gruppe niedrigere Inzidenzraten. Die Häufigkeit von Myokardinfarkten war in beiden Gruppen gleich.

Fazit: kein Risiko und ein leichter Benefit

Die Autoren der Studie konnten somit die Kritik an der Nifedipingabe bei Angina pectoris entschärfen und den klinischen Benefit einer symptomatischen Langzeittherapie mit Nifedipin GITS untermauern. Besonders hervorzuheben ist die Abnahme kostspieliger Interventionen wie Bypass-Operationen oder Koronarangiographien um rund 13%, was auch unter wirtschaftlichen Aspekten interessant ist.

Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

 

Quelle

Poole-Wilson P., et al.: Effect of long- acting nifedipine on mortality and cardio- vascular morbidity in patients with stable angina requiring treatment (ACTION tri- al): randomised controlled trial. Lancet 364, 849 – 857 (2004).

Comment: Contemplating ACTION  – long acting nifedipine in stable angina. Lancet 364, 817 – 818 (2004).

 

Retardiertes Nifedipin GITS 

Bei der ACTION-Studie wurde ein langwirksames Nifedipin Retardpräparat (Nifedipin GITS = Gastrointestinales Therapeutisches System) mit 60 mg Wirkstoff eingesetzt. Die früher üblichen Nifedipinkapseln mit kurzer Wirkdauer sind aufgrund stark schwankender Wirkspiegel problematisch und werden nur noch zur Therapie hypertensiver Krisen empfohlen. Nifedipin GITS ist in Deutschland nicht eingeführt, wohl aber in einigen anderen europäischen Ländern.

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