DAZ aktuell

Ja zum Wettbewerb in der Arzneimittelversorgung

GENF (diz). Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und die ihm angeschlossenen Arzneimittel-Hersteller bekennen sich ausdrücklich zum Prinzip des Wettbewerbs als Anreiz und Steuerungsmechanismus einer zukunftsfähigen Arzneimittelversorgung. Der BAH befürwortet in diesem Zusammenhang unter bestimmten Bedingungen das Festbetragssystem und Rabattvereinbarungen zwischen Krankenkassen und Herstellern. Der Industrieverband nutzte die Jahresversammlung der Europäischen Arzneimittelhersteller, die vom 1. bis 4. Juni in Genf stattfand, um seine gesundheitspolitischen Positionen in einer Pressekonferenz deutlich zu machen.

Festbeträge sollten schrittweise weiterentwickelt und das bestehende System optimiert werden. Allerdings sollte bei der weiteren Gestaltung der Rahmenbedingungen und vor allem bei der Umsetzung Wert auf eine marktnahe und zugleich standortverträgliche Vorgehensweise gelegt werden, forderte Dr. Mark Seidscheck, Hauptgeschäftsführer des BAH. Dazu gehören neben einer maßvollen Festsetzung der Festbetragshöhe auch die Bildung weit gehend homogener Festbetragsgruppen und die Festbetragsfreiheit innovativer Präparate.

Positiv sieht der BAH die neuen Möglichkeiten von Rabattvereinbarungen zwischen Krankenkassen und Herstellern. Allerdings sollte der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen dabei so gestalten, dass die Anbieter ihre Marktchancen alleine durch therapeutische Qualität und ökonomische Leistungsfähigkeit wahren können. Faktoren wie Sortimentsbreite und Unternehmensgröße dürften nicht zu einem Vorteil gegenüber mittelständischen Anbietern führen. Für den BAH ist es dabei unerlässlich, dass die Vertragsärzte durch geeignete Anreize in das System einbezogen werden.

Potenziale sieht der BAH auch auf der Nachfrageseite des Arzneimittelmarktes. So hält er an seiner langjährigen Forderung fest, durch die Weiterentwicklung eines "Kaskosystems" die Eigenverantwortung der Versicherten zu stärken.

Ergebnisse einer Studie, die Professor Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen im Auftrag des BAH erstellte, bestätigten Markteinschätzung und wichtige Grundzüge der BAH-Politik, worauf Seidscheck ausdrücklich hinwies. So hat sich der BAH in der Vergangenheit gegen Preisverhandlungen, gegen Positivlisten und gegen die Trennung von Erstattungsfähigkeit und Zulassung ausgesprochen. Das Gutachten bestätigt aufgrund von Erfahrungen mit solchen Instrumenten im Ausland die Position des BAH.

Plus in der Selbstmedikation, aber ...

Mit Blick auf den OTC-Markt berichtete Seidscheck, dass hier im vergangenen Jahr wertmäßig eine Zunahme von 10% und bei der Packungszahl von 4% festzustellen ist. Mit einem Minus von 42% ging allerdings die Zahl der verordneten rezeptfreien Arzneimittel (OTx) drastisch zurück (wertmäßig -45%). Grund dafür ist der Verordnungsausschluss solcher Arzneimittel durch das GMG. Dennoch erwartet der BAH-Chef für 2005 eine leichte Verbesserung im Selbstmedikationsmarkt, aber keine dramatische Entwicklung. Festzustellen sei auch, dass Apotheker sich mehr als früher bemühten, Selbstmedikationsarzneimittel zu verkaufen. Dennoch, so war seine Einschätzung, sollten Apotheker und Apothekenpersonal auf dem Gebiet des aktiven Verkaufens noch stärker geschult werden.

Zukunft OTC

"Bayer hat eine Richtung gefunden" – mit diesen Worten kommentierte Dr. Klaus Kluthe, Leiter der Division Consumer Care Deutschland der Bayer Vital GmbH, das verstärkte Engagement des Leverkusener Konzerns auf dem Selbstmedikationsmarkt. Mit der Übernahme zahlreicher OTC-Produkte von Roche – das Bayer-Kreuz wird bald auch auf Marken wie Bepanthen, Rennie oder Supradyn prangen – setzt Bayer stark auf OTC und Selbstmedikation, auch für die Zukunft. So geht man davon aus, dass mehr Geld für Gesundheit und Wellness ausgegeben wird, dass das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung wächst. Er sieht den OTC-Markt langfristig als Wachstumsmarkt. Und er machte deutlich: "Bayer steht zur Apotheke als Vertriebsweg." Würden OTC-Produkte wie Aspirin freiverkäuflich, würde die Arzneimittelsicherheit, letztendlich aber auch die Handelsspanne leiden.

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