Arzneimittel und Therapie

Enzastaurin lässt Tumoren schrumpfen

Enzastaurin kann bei Patienten mit rezidivierendem Glioblastoma multiforme, einer Form des primären bösartigen Hirntumors, die Geschwülste verkleinern. Das zeigen nach einer Mitteilung von Eli Lilly die vorläufigen Ergebnisse einer klinischen Phase-II-Studie, die bei der Jahresversammlung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) Mitte Mai vorgestellt wurde.

Das Glioblastom ist ein bösartiger Hirntumor. Es gehört zu einer größeren Gruppe von Tumoren, die sich auf das zentrale Nervensystem auswirken und auch als Gliome bezeichnet werden.

Im Frühstadium wachsen die Glioblastom-Tumore oft ohne Symptome heran und können daher eine beachtliche Größe erreichen, bevor sie sich bemerkbar machen. Wenn der Tumor symptomatisch wird, wächst er im Allgemeinen bereits sehr rasch und hat bereits Hirnfunktionen verändert. Wenn er nicht behandelt wird, ist der Ausgang tödlich. Obwohl eine Primärbehandlung oft die Progression des Tumors zeitweilig aufhalten kann, wachsen Glioblastome fast immer wieder nach und verlaufen irgendwann tödlich.

Ansprechrate 20 bis 25 Prozent

Die Phase-II-Studie, die bei der ASCO präsentiert wurde, umfasste 92 Patienten mit rezidivierendem Glioblastom, bei denen mehr als eine vorhergehende Chemotherapiebehandlung versagt hatten. Die Patienten wurden mit einer oralen 500-mg-Dosis von Enzastaurin behandelt, die täglich verabreicht wurde. Die Behandlung durfte je nach Reaktion des Patienten auf das Medikament unbegrenzt fortgesetzt werden. Enzastaurin ist ein oraler, gezielter Wirkstoff, der sich in der Entwicklung befindet.

Der Tumor schrumpfte bei den Patienten, die Enzastaurin erhielten, und zwar mit einer Ansprechrate von 20 bis 25 Prozent. Die Patienten vertrugen Enzastaurin gut und hatten nur geringfügige Nebenwirkungen. Die häufigste Nebenwirkung war Thrombozytopenie, also eine verminderte Anzahl von Blutplättchen (Thrombozyten).

Tumor-Angiogenese hemmen

Für das rezidivierende Glioblastom gibt es bisher nur sehr wenige Therapieoptionen. Die wirkungsvollste Behandlungsmethode ist die Strahlentherapie im Anschluss an eine Operation. Gliome gehören zu den am stärksten angiogen wirkenden Tumoren. Das heißt, der Tumor nimmt für sein Wachstum rasch das Blut von den umgebenden Gefäßen für sich in Anspruch. Dazu muss er selbst Blutgefäße bilden. Die Eindämmung dieser so genannten Tumor-Angiogenese kann der Ansatzpunkt für neue Therapieformen sein.

Der neue Wirkstoff Enzastaurin blockiert die Proteinkinase-C-beta- und P13-Kinase/AKT-Signalwege. Diese beiden Signalwege sind für das Überleben der Tumorzellen lebenswichtig. Enzastaurin fördert zum einen die Apoptose und verhindert zum anderen die Angiogenese. Bei den Gliom-Patienten stoppte Enzastaurin die Neubildung von Blutgefäßen, die Angiogenese, und damit den Blutfluss zu den Tumoren. Dadurch wurde das Tumorwachstum behindert, und in den meisten Fällen schrumpfte der Tumor.

Die endgültigen Ergebnisse der Phase-II-Studie werden für das Jahr 2006 erwartet, und Lilly konzipiert derzeitig das Protokoll für die Phase-III-Studie von Enzastaurin bei redizivierendem Glioblastom. hel

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