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Der Apotheker und das liebe Vieh

LONDON (jr). Auf dem hart umkämpften Apothekenmarkt des Vereinigten Königreichs sind umsatzsteigernde Innovationen die Regel. Derzeit gilt das Versorgen von Tieren mit Medikamenten unter einer wachsenden Zahl britischer Apotheker als der Markt der Zukunft. Mit dem Rezept vom Veterinär ist der Anfang gemacht.

Fast die Hälfte aller britischen Haushalte nennt einen Hund oder eine Katze ihr Eigen, Tendenz steigend. Durchschnittlich werden bis zu 40 Britische Pfund jährlich für jedes Tier auf dem Pharmamarkt ausgegeben, ohne dass Apotheker im nennenswerten Umfang an den Umsätzen beteiligt sind. Statistisch geht somit jeder zweite Kunde aus der Apothekentür, ohne ein Medikament oder Pflegeprodukt für sein Haustier erworben zu haben. Als Ursachen werden von den Apothekern vor allem diskriminierende Behandlungen durch Hersteller und Großhändler sowie der Konkurrenzdruck durch Veterinäre benannt.

Nach dem Willen der Regierung und der britischen Wettbewerbsbehörde (Office of Fair Trading) soll sich dies nun von Grund auf ändern. So haben Veterinäre ihre Kunden darüber zu informieren, dass Rezepte mit Angaben zu Rasse und Gewicht des Tieres zum Einlösen in einer Apotheke ausgestellt werden können. Da diese Neuerung nicht zuletzt aufgrund von Kundenprotesten aus dem Lager der Farmer und Haustierbesitzer zustande kam, können Apotheker davon ausgehen, dass von der Möglichkeit im Endeffekt auch Gebrauch gemacht wird.

Andrew Cairns von der Königlichen Pharmazeutischen Gesellschaft Großbritanniens gab indessen eine Empfehlung über die Bestückung von Apotheken aus, die sich in erster Linie auf die Versorgung von Hunden, Katzen und Pferden konzentriert, aber auch Kaninchen, Hamster, Vögel und Aquarienfische einbezieht. Zu den Produkten sollten Präparate zur Behandlung bei Wurm- oder Flohbefall, Artikel zur Wundpflege und Impfstoffe, wie zum Beispiel für Zuchttauben, zählen. Nahrungsergänzungen, Pflegeserien sowie das kleine Allerlei wie Hundeleinen oder Spielzeuge könnten das Angebot für Tierfreunde komplettieren. Eine gezielte Präventionsberatung, so Cairns, dürfe im Dienstleistungsspektrum auf keinen Fall fehlen.

Um Apotheker auf die vielfältigen Aufgaben vorzubereiten, bietet die Königliche Pharmazeutische Gesellschaft Großbritanniens Kurse zur Veterinärpharmazie an. Während die Hälfte der Schulungszeit für die Haustierbetreuung vorgesehen ist, wird in den übrigen Kursstunden das notwendige Wissen im Bereich Landwirtschaftstiere vermittelt. Neben dem Schutz der Tiere gilt die Ausbildung vor allem auch der Sicherheit von Umwelt und Mensch. Abgeschlossen werden die Lehrgänge entweder mit einem Zertifikat oder mit einem Diplom.

Ganz neu ist der Gedanke der Einbeziehung des Apothekers in die Versorgung der Tierhalter mit Medikamenten allerdings nicht. Vor etwa fünfzig Jahren wurden im Vereinigten Königreich immerhin achtzig Prozent der Medikamentenverkäufe auf diesem Wege abgewickelt. Ob die britischen Apotheker sich diesen Markt erneut erschließen können, bleibt indes abzuwarten. Mit einem jährlichen Wert von immerhin mehr als 200 Millionen Pfund dürfte er Anreiz genug bieten.

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