Prisma

Stressanfälligkeit ist "vererbbar"

Leidet eine Schwangere unter extremem Stress, kann sich das offenbar langfristig auf ihr Kind auswirken. Amerikanische und britische Forscher haben Hinweise auf einen derartigen generationenübergreifenden Effekt bei Frauen entdeckt, die den Einsturz des World Trade Centers aus nächster Nähe erlebt hatten.

Rachel Yehuda von der Mount Sinai School of Medicine, New York, untersuchte mit ihrem Team 38 Frauen, die als Schwangere die Anschläge vom 11. September 2001 erlebt hatten. Sie stellte fest, dass der Speichel der Frauen, die in der Folge des traumatischen Erlebnisses eine Belastungsstörung entwickelt hatten, deutlich weniger Cortisol enthielt. Und nicht nur die Frauen selbst, auch ihre etwa einjährigen Kinder hatten niedrigere Blutspiegel des Stresshormons. Besonders ausgeprägt war die Verbindung, wenn sich die Mütter zum Zeitpunkt der Anschläge im ersten Schwangerschaftsdrittel befunden hatten.

Die Beobachtung der amerikanischen Forscher ist nicht neu. Ähnliche Zusammenhänge hatte man bereits früher bei der Messung der Cortisolspiegel von Überlebenden des Holocaust und ihren erwachsenen Kindern entdeckt. Allerdings wurde dies auf längerfristige Umweltfaktoren zurückgeführt wie das Aufwachsen mit einem traumatisierten Elternteil. "Nun haben wir aber verringerte Stresshormonspiegel bei Säuglingen beobachtet," so Yehuda. Offenbar spielen also auch früh in der Entwicklung wirkende sowie möglicherweise genetische Faktoren für die Stressanfälligkeit eine wichtige Rolle. ral

Quelle: J. Clin. Endocrinol. Metabol., Online- Vorabpublikation, DOI 10.1210/jc.2005-0550

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