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Beachtlicher Zuwachs bei Filialen

MÜNSTER (im). In Westfalen-Lippe entstehen immer mehr Filialapotheken. 102 Filialeinrichtungen gab es Ende März dieses Jahres, 73 waren es Ende 2004 bei 2151 Stammapotheken. Den Zuwachs von 30 Filialapotheken pro Quartal bezeichnet Dr. Rötger von Dellingshausen, Geschäftsführer des Apothekerverbands Westfalen-Lippe, als "beachtlich".

Dabei werden zumeist bestehende Apotheken in Filialeinrichtungen umgewandelt, ein Stammapotheker betreibt ganz überwiegend nur eine Filiale, erklärte Dr. Horst-Lothar Müller, Vorsitzender des Apothekerverbands, am 6. Mai vor Journalisten in Münster. Die Region Westfalen-Lippe liegt damit leicht über der Entwicklung im Bundesgebiet, wo Ende des abgelaufenen Jahres 632 Filialeinrichtungen bei 21.392 öffentlichen Apotheken gezählt wurden. Am 31. Dezember 2004 gab es 2224 Offizinen in Westfalen-Lippe. Den 32 Neueröffnungen (darunter 20 Filialapotheken) standen 23 Schließungen (zwei bei Filialen) gegenüber, 55 Stammapotheken wurden in Filialeinrichtungen umgewandelt.

Wie Müller und von Dellingshausen gemeinsam ausführten, liegen die Filialen ganz überwiegend im Umfeld der Stammapotheke, um mittels "Arrondierung" deren wirtschaftlichen Erfolg abzusichern. Neugründungen, mit denen früher potenzielle Konkurrenten an einem Standort abgewehrt werden sollten, gebe es kaum mehr. In einem Extremfall allerdings sei im Mai letzten Jahres eine öffentliche Apotheke morgens als Filiale übernommen und abends wieder geschlossen worden.

In Westfalen-Lippe sank die Zahl der Beschäftigten um rund 300 gemessen am Höchstwert des Jahres 2002. Wie Müller sagte, werden vor allem Lehrstellen und Arbeitsplätze bei pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten abgebaut, während im Gegensatz dazu der Einsatz von PTA aufgestockt wurde, denen neben ihrer Tätigkeit im Handverkauf zusätzlich Aufgaben im Einkauf und in der Warenbewirtschaftung übertragen werden. Von der weiter gestiegenen Zahl an Mitarbeitern in Teilzeit beim pharmazeutischen Personal profitierten beide Seiten, die Beschäftigten, aber auch der Betrieb, weil auf diese Weise besserer Service mit längeren Öffnungszeiten ermöglicht wird.

Der Gesamtumsatz der Apotheken in Westfalen-Lippe sei im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro zurückgegangen. Bei insgesamt leicht gestiegenen Kosten habe sich die Umsatzrendite der Offizinen auf 0,4 Prozent mehr als halbiert. Die Arzneimittel-Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen lagen im Vorjahr bei 2,15 Milliarden Euro, 2003 waren es noch 2,4 Milliarden Euro gewesen.

100 Versandapotheken

Ende 2004 hatten hundert Apotheker in Westfalen-Lippe die Erlaubnis zum Versandhandel mit Arzneimitteln. Wie der Verbands-Vorsitzende meinte, haben die meisten Kollegen die Erlaubnis nur vorsorglich beantragt, zum Beispiel um mögliche Botengänge abzusichern. Grundsätzlich liege der Marktanteil von Versandapotheken im Promillebereich. "Die Patienten fordern ihr Grundrecht auf Kommunikation ein", begründete Müller den nach wie vor verschwindend geringen Versandanteil und die gemessen daran überragende Bedeutung des Vertriebswegs öffentliche Apotheke. Müller appellierte an das Bundesgesundheitsministerium, die Liste der ausländischen Länder mit vergleichbaren Standards zum Versandhandel mit Deutschland vorzulegen. Diese Liste sei zugesagt, aber bisher noch nicht veröffentlicht worden.

Vernünftige OTC-Preise

Dem Großteil der westfälischen Kollegen bescheinigte er, sich betriebswirtschaftlich gesehen klug verhalten und die Preise für OTC-Arzneimittel stabil gehalten zu haben. Die per Gesetz möglichen Preissenkungen seien von einzelnen Ausnahmen abgesehen nicht erfolgt. Laut Geschäftsführer von Dellingshausen hat es einige Abmahnungen von Kollegen gegeben, die zum Beispiel unzulässig Sonderpreise über mehr als eine Woche angepriesen hatten. Wie es weiter hieß, beteiligten sich am Barmer Hausapothekenvertrag mit 2100 Apotheken rund 95 Prozent der Apotheken dieses Landesteils sowie 70 Prozent der Hausärzte (mehr als 3150).

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