Arzneimittel und Therapie

Geringe Schmerzlinderung bei Kniearthrose

Wenige Wochen lang eingesetzt, verringern nicht-steroidale Antiphlogistika die Schmerzen bei Kniearthrose etwas besser als Plazebo. Das ergab eine Metaanalyse randomisierter Studien. Zur Wirksamkeit der Langzeitgabe fehlen Studien.

Die Kniegelenksarthrose ist die häufigste Arthroseform. Schmerzen und Entzündung in der Gelenkkapsel gehen mit beeinträchtigter Muskelstabilität, verringerter Beweglichkeit und Funktionseinschränkung einher.

Leitlinien für die Behandlung der Kniearthrose empfehlen eine Kombination aus pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Maßnahmen. An erster Stelle der pharmakologischen Maßnahmen wird Paracetamol genannt, gefolgt von nicht-steroidalen Antiphlogistika (non-steroidal anti-inflammatory drugs, NSAIDs, NSAR). Eine aktuelle Erhebung in Großbritannien ergab jedoch, dass nur 15% der Arthrosepatienten Paracetamol, aber 50% regelmäßig NSAIDs, davon 32% konventionelle und 18% COX-2-selektive, einnehmen.

Metaanalyse zu NSAIDs einschließlich Coxiben

In einer Metaanalyse randomisierter, plazebokontrollierter Studien wurde versucht, die analgetische Wirksamkeit von NSAR, einschließlich der COX-2-selektiven, bei Patienten mit Kniegelenksarthrose abzuschätzen. Entsprechende verblindete Studien im Parallelgruppen-Design wurden aus den Datenbanken Medline, Embase und dem Cochrane-Zentralregister kontrollierter Studien zusammengetragen.

Relativ junge Arthrosepatienten

23 Studien mit 10.845 Teilnehmern erfüllten die Einschlusskriterien der Metaanalyse (siehe Kasten). 7767 Patienten hatten NSAR und 3078 Plazebo eingenommen. Am häufigsten wurde Celecoxib eingesetzt (8 Studien), gefolgt von Nabumeton (5), Naproxen (4), Rofecoxib (3) und Diclofenac/Etodolac/Oxaprozin (je 2). Andere NSAR kamen in höchstens einer Studie vor.

Die Patienten waren durchschnittlich 62,5 Jahre alt. Drei Studien schlossen Patienten über 75 Jahre aus. Zwei Drittel der Teilnehmer waren Frauen. Die Symptome bestanden seit durchschnittlich 8,2 Jahren. Zu Studienbeginn betrug der mittlere gewichtete Schmerzscore 64,2 mm auf einer 100-mm-visuellen-Analogskala.

Nur Responder oder auch Nonresponder berücksichtigt?

Alle Studien setzten ein Mindestmaß an Schmerzen oder Krankheitsaktivität voraus. Alle begannen mit einer drei- bis 14-tägigen Washout-Phase ohne die bisherigen Schmerzmedikamente. 13 Studien schlossen nur NSAR-Responder ein, die durch ein Aufflackern der Symptome in der Washout-Phase identifiziert worden waren. Alle Studien hatten eine gute oder ausreichende methodische Qualität. Sechs Behandlungsgruppen in fünf Studien wurden wegen unzureichender Dosierung von der Metaanalyse ausgeschlossen.

Da die meisten Studien mit mehreren Auswertungs-Zeitpunkten ziemlich stabile Ergebnisse zwischen zwei und 13 Wochen hatten, wurden die Ergebnisse zusammen ausgewertet. Der mittlere Unterschied der Schmerzveränderung zwischen NSAR-Behandlungs-Gruppen und Plazebo-Gruppen wurde in mm auf der visuellen Analogskala und als dimensionslose Effektgröße berechnet. Eine Effektgröße von 0,2 gilt üblicherweise als klein, 0,5 als mittel und 0,8 als groß.

Schmerzreduktion nur etwas stärker als mit Plazebo

Die Effektgröße der kurzfristigen Schmerzlinderung (2 bis 13 Wochen) mit NSAIDs betrug 10,1 mm auf der visuellen Analogskala, 15,6% besser als mit Plazebo. Das entspricht einer Effektgröße von 0,32 im Random-effects-Modell. Eine einzige Studie erfasste die Langzeitwirkung auf Schmerzen. Sie zeigte nach ein, zwei, drei und vier Jahren keinen Unterschied zwischen Tiaprofensäure und Plazebo. Elf Studien mit 7433 Patienten enthielten Angaben zur Verringerung der funktionellen Behinderung. Die Effektgröße hierfür betrug 0,29 im Random-effects-Modell.

Die Untergruppe von Studien, in denen auch NSAIDs-Nonresponder erfasst wurden (10 Studien mit 4565 Patienten), lieferte in den Kategorien Schmerz und Funktion homogene Ergebnisse. Das Fixed-effects-Modell ergab für die Schmerzreduktion 5,9 mm auf der visuellen Analogskala und eine Effektgröße von 0,23.

NSAIDs höchstens zur kurzfristigen Analgesie

Dieser Metaanalyse zufolge können NSAIDS die Schmerzen einer Kniegelenksarthrose kurzfristig etwas stärker reduzieren als Plazebo. Gegen eine Langzeitgabe spricht neben dem fehlenden Studienmaterial die Nebenwirkungsproblematik der NSAIDs.

Susanne Wasielewski, Münster

 

Quelle
Bjordal J. M.; et al.: Non-steroidal anti- inflammatory drugs, including cyclo-oxy- genase-2 inhibitors, in osteoarthritic knee pain: meta-analysis of randomised placebo controlled trials. Brit. Med. J. 329, 1317 – 1320 (2004).

 

Einschlusskriterien

Um in der Metaanalyse berücksichtigt zu werden, mussten die Studien einige Voraussetzungen erfüllen:

  • Die Kniegelenksarthrose war mit einer klinischen Untersuchung gemäß den Kriterien des American College of Rheumatology und mit einer Röntgenuntersuchung festgestellt worden.
  • Die Symptome der Kniegelenksarthrose bestanden seit mehr als drei Monaten.
  • Die Schmerzintensität wurde auf der Schmerzunterskala des WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities) Osteoarthritis Index oder einer 100-mm-visuellen-Analogskala eingeschätzt, die funktionelle Behinderung auf der WOMAC-Funktionsunterskala.

Das könnte Sie auch interessieren

Bei nicht tumorbedingten chronischen Schmerzen wenig effektiv

Opioide mit geringem Nutzen

Im Mittelpunkt steht die Funktionsverbesserung

Hilfen bei Arthrosen

Schmerzmittel scheinen bei Rückenschmerzen nur geringfügig besser zu sein als Placebo

Kleiner Vorteil durch NSAIDs

Risiko von Komplikationen im oberen Gastrointestinaltrakt, Herzinfarkt und Schlaganfall

Nicht-steroidale Antirheumatika im Vergleich

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.