Arzneimittel und Therapie

Rasagilin verkürzt Off-Phasen

In der Spätphase einer Parkinson-Erkrankung treten unter einer Levodopa-Einnahme gehäuft motorische Beeinträchtigungen auf, die schwierig zu behandeln sind. Der Zusatz des MAO-B-Hemmers Rasagilin vereinfacht und verbessert die Therapie; insbesondere können die Off-Phasen verkürzt werden. So das Fazit einer amerikanischen Studie.

Eine langjährige Therapie mit Levodopa kann die motorischen Funktionen beeinträchtigen, was sich in On-Off-Fluktuationen, Dyskinesien, Dystonien und Hyperkinesien äußert. Zur Behebung dieser Fluktationen werden unter anderem Dopamin-Agonisten oder COMT-Hemmer eingesetzt. Diese führen zwar zu einer Verbesserung motorischer Funktionen, erschweren aber das Medikationsschema, da die Dosis von Levodopa korrigiert und Dopamin-Agonisten langsam titriert werden müssen.

Eine mögliche therapeutische Bereicherung ist der neue MAO-B-Hemmer Rasagilin, der bereits im frühen Krankheitsstadium als Monotherapie eingesetzt wird. Nachdem erste Daten gezeigt hatten, dass Rasagilin in Kombination mit Levodopa auch einen Benefit bei der fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung haben könnte, wurde eine größere Studie durchgeführt.

Dreiarmige Studie

An der achtzehnwöchigen doppelblinden, multizentrischen Studie nahmen 687 mit Levodopa therapierte Parkinsonpatienten teil, die in drei Gruppen randomisiert wurden. Zur Standardtherapie mit Levodopa erhielten 231 Probanden einmal täglich 1 mg Rasagilin, 227 Studienteilnehmer 200 mg Entacapon zu jeder Levodopa-Gabe und die verbleibenden 229 Patienten ein Plazebo und Levodopa. Der primäre Studienendpunkt war die Abnahme der täglichen Off-Zeiten. Weitere Studienendpunkte waren Veränderungen im CGI-Score (clinical global improvement score) und im UPDRS (unified Parkinson's disease rating scale). Zur statistischen Auswertung wurden die Studienergebnisse einer Intention-to-treat-Analyse unterzogen.

 

Weniger Off-Zeiten

87% der Patienten beendeten die Studie. Durch die Einnahme von Rasagilin und Entacapon konnten die Off-Zeiten statistisch signifikant verringert werden: So wurde unter Rasagilin eine tägliche Abnahme von 1,18 Stunden, unter Entacapon von 1,2 Stunden und unter Plazebo von 0,4 Stunden verzeichnet (p < 0,0001). Die täglichen Zeiten ohne beschwerliche Dyskinesien wurden unter Rasagilin und Entacapon um 0,85 Stunden, unter Plazebo um 0,03 Stunden erhöht (p = 0,005). Auch im Hinblick auf die sekundären Studienendpunkte war unter der Verumtherapie ein Benefit zu verzeichnen.

Dies zeigte sich in einer Abnahme des CGI-Score um 0,86 unter Rasagilin, um 0,72 unter Entacapon und um 0,37 unter der Plazeboeinnahme. Die Aktivitäten des täglichen Lebens während der Off-Zeiten und die motorischen Funktionen während der On-Zeiten wurden unter der Verumtherapie ebenfalls statistisch signifikant verbessert (Abnahme beim UPDRS um 1,71 und 2,94 unter Rasagilin und um 1,38 bzw. 2,73 unter Entacapon). Häufigkeit und Art unerwünschter Wirkungen waren in allen drei Gruppen ähnlich.

Wo liegt der Vorteil?

Ein Kommentator dieser Studie hebt die mit 18 Monaten relativ kurze Laufzeit der Studie hervor und merkt an, eine halb- oder ganzjährige Studie wäre besser gewesen, um langfristige Wirkungen beurteilen zu können. Eine längere Therapie mit einem Plazebo hätte indes ethische Probleme aufgeworfen, da sowohl unter Rasagilin als auch unter Entacapon die Dauer der Off-Phasen deutlich reduziert wurde. Ein weiterer Schwachpunkt der Studie ist die Auswahl der Vergleichssubstanz, da dem gewählten COMT-Inhibitor Entacapon eine eher schwache Wirkung zugeschrieben wird.

Zu einer differenzierten Beurteilung von Rasagilin wäre ein direkter Vergleich mit den relativ potenten Dopamin-Agonisten wünschenswert. Ein eindeutiger Vorteil von Rasagilin ist seine einfache, einmal tägliche Dosierung, die keine Titration erfordert. Dies ist vor allem bei älteren Patienten, die in der Regel noch weitere Medikamente einnehmen, nicht zu unterschätzen.

Rasagilin

Rasagilin ist ein selektiver irreversibler MAO-Inhibitor der zweiten Generation. Durch die Hemmung der dopaminabbauenden Monoaminoxidase B wird ein stabiler Wirkstoffspiegel von Levodopa erzielt. Rasagilin wird einmal täglich oral gegeben, eine Dosistitration ist nicht erforderlich. Eine positive Einschätzung durch die europäische Zulassungsbehörde (EMEA) liegt bereits vor; mit der Zulassung in Deutschland (voraussichtlicher Name: Azilect®) kann in Kürze gerechnet werden.

Adjuvantien zur Levodopa-Gabe

Dopaminagonisten: Stimulation postsynaptischer Rezeptoren Dopaminagonisten sind neben Levodopa die wichtigsten Medikamente in der Parkinsontherapie und können zur Mono- und Kombinationstherapie eingesetzt werden. Beispiele:

  • Bromocriptin (Pravidel®)
  • Cabergolin (Cabaseril®)
  • Lisurid (Dopergin®)
  • Pergolid (Parkotil®)
  • Pramipexol (Sifrol®)
  • Ropinirol (Requip®)

Monoaminoxidase-Hemmer: Hemmung des Levodopa-Abbaus MAO-Hemmer können in der Mono- und Kombinationstherapie eingesetzt werden; ein neuroprotektiver Effekt wird diskutiert. Sie hemmen den Abbau von Levodopa über die Monoaminoxidase. Beispiele:

  • Selegilin (Antiparkin®)
  • Rasagilin (Azilect®)

COMT-Hemmer: Hemmung des Levodopa-Abbaus COMT-Hemmer wirken nur gemeinsam mit Levodopa und hemmen die Catechol-O-Methyl-Transferase. Durch die Blockade des Enzyms wird die Methylierung von L-Dopa und Dopamin zu unwirksamen Metaboliten verhindert. Beispiele:

  • Entacapon (Comtess®)
  • Tolcapon (Tasmar®)

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.