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Die Roboter kommen

(jr). Viele Apotheker des Vereinigten Königreichs installieren Automaten, um die Dispensation von Medikamenten noch effizienter gestalten zu können. Doch nicht jeder ist von der Neuerung überzeugt, denn neben hohen Anschaffungskosten lassen technische Pannen und Fehler die Vorteile des Automateneinsatzes noch gering erscheinen.

Das britische Gesundheitswesen ist nach wie vor eines der Sorgenkinder der britischen Regierung. Bei der Problembewältigung setzt London auch auf die Apotheker, um Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger zu entlasten. So erwartet die Regierung die verstärkte Übernahme von Diagnose- und Beratungsaufgaben und erwägt die Ausweitung der Verschreibungskompetenzen für Apotheker. Im Bereich Dispensation, der bisher die Haupteinnahmequelle darstellte, sollen hingegen Ressourcen zugunsten anderer Serviceleistungen freigesetzt werden.

Was viele Apotheker unter den vorgenannten Umständen in Erwägung ziehen, setzte die Taylors Family Pharmacy in St. Helens bereits vor drei Jahren um: die Anschaffung eines Dispensationsautomaten. In erster Linie spart das Unternehmen Zeit, so der angestellte Apotheker Richard Hutton. Zudem sei die Fehlerquote bei der Dispensation reduziert worden, was in Zeiten zunehmender Gerichtsverfahren im Bereich Gesundheitsdienstleistungen als äußerst bedeutend anzusehen sei. Wie sich der Einsatz eines Automaten in Zahlen ausdrückt, verdeutlicht eine Untersuchung an Waliser Krankenhäusern.

Kommen in Apotheken statistisch auf 10.000 Dispensationen zwei bis vier schwerwiegende Fehler, konnte die Rate beim Automateneinsatz um teilweise die Hälfte reduziert werden. Neben der geringeren Fehlerquote bei der Medikamentenausgabe konnte zudem die höhere Effizienz der automatisierten Einrichtungen festgestellt werden. Während ein Apotheker 64 bis 75 Medikamenten-Einheiten an einem Sieben-Stunden-Tag ausgab, lag die Zahl bei einem Automaten bei 102 Einheiten.

Für die Effizienzsteigerung um ca. 35 Prozent gibt es jedoch keine Garantie, denn die Technik hat auch ihre Tücken. So kommt es vor, dass Flaschen im Innern des Automaten zu Schaden kommen oder umfallen und Flüssigkeit verlieren, was mit einer Säuberung des Automaten und seinem Ausfall einhergeht. Selbiges Problem tritt auf, wenn der Automat sich durch zerfledderte Tablettenverpackungen selbst blockiert. Registriert der Strichcodeleser bei der Bestückung ein Produkt fehlerhaft, kann es vorkommen, dass das entsprechende Medikament beim Abruf gar nicht erst aufgefunden wird.

Das vom Automaten herausgesuchte und von einem Förderband zum entsprechenden Apotheker zu transportierende Medikament gelangt auch schon mal zum falschen Tresen, was wiederum den Einsatz eines Apothekers nach sich zieht. Das Lager der Skeptiker unter den Apothekern bleibt dementsprechend groß.

Während die Einzel- und Kleinunternehmer vor allem die hohen Anschaffungskosten in Höhe von 100.000 Britischen Pfund scheuen, bemängeln große Apothekenketten wie Boots oder Moss die technischen Probleme beim Automateneinsatz. Die oftmals fehlende Kompatibilität mit den bereits existierenden Apothekensystemen mache die Einführung der neuen Technik zeitaufwändig und noch kostspieliger. Apotheker wie Hassan Argomandkhah aus Liverpool setzen dennoch auf die Automatisierung.

"Ich werde im April einen Automaten installieren. Die Einnahmen aus der Dispensation werden in Zukunft nur noch die Hälfte meines Einkommens ausmachen", so der Apotheker aus Liverpool, "der Aufgabenkreis muss dementsprechend so effizient wie möglich gestaltet werden, um Zeit für andere Servicebereiche freizusetzen".

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