Arzneimittel und Therapie

Hinweise auf schwere Nebenwirkungen

Die amerikanische Food and Drug Administration FDA hat am 7. April 2005 die Pfizer GmbH aufgefordert, freiwillig den COX-2-Hemmer Valdecoxib (Bextra®) vom Markt zurückzunehmen. Pfizer hat in Europa und in den USA den Vertrieb bis auf weiteres eingestellt.

Die FDA stellte fest, dass das kardiovaskuläre Risiko von Valdecoxib sich nicht von dem anderer NSAIDs unterscheide. Trotzdem kam die Behörde zu dem Schluss, Valdecoxib aufgrund seines bereits jetzt in der Produktinformation erwähnten zusätzlichen erhöhten Risikos, seltene, aber schwere Hautreaktionen auszulösen, vom Markt zu nehmen. Pfizer könne die Haltung der FDA im Hinblick auf das Gesamt-Risiko-Nutzen-Profil von Valdecoxib nicht teilen, so die Firma in ihrer Pressemitteilung. Trotzdem hat sich das Unternehmen bereit erklärt, während der diesbezüglich andauernden Gespräche mit der FDA den Vertrieb des Arzneimittels auszusetzen.

Keine neue Behandlung

beginnen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist am 7. April 2005 darüber informiert worden. "Mit dem von der Firma Pfizer vorgenommenen Vertriebsstopp wird eine vorsorgliche und auf Grund der neuen Daten nachvollziehbare Maßnahme zum Patientenschutz vorgenommen", teilt der Leiter des BfArM, Prof. Dr. Reinhard Kurth, in einer Pressemitteilung mit. Die Ärzte werden vom BfArM gebeten, Patienten, die zurzeit Valdecoxib einnehmen, zu beraten und keine neuen Behandlungen zu beginnen. Den Patienten empfiehlt das BfArM, wegen der weiteren Behandlung ihren behandelnden Arzt um Rat zu fragen.

Negatives Risiko-Nutzen-Verhältnis

Die Europäische Arzneimittelagentur EMEA betonte in einer Stellungnahme, dass es sich um eine vorübergehende Maßnahme handele und eine abschließende Bewertung der Substanzgruppe noch ausstehe. Die FDA begründete ihre Forderung mit dem insgesamt ungünstigen Risiko-Nutzen-Verhältnis von Valdecoxib, wobei drei Punkte hervorgehoben werden:

  • Nach Ansicht der FDA fehlen angemessene Daten zur kardiovaskulären Sicherheit bei der langfristigen Einnahme von Valdecoxib. Kurzfristig konnte für den Wirkstoff ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse in Studien zum Einsatz nach Bypass-Operationen gezeigt werden. Die Ergebnisse könnten nach Ansicht der FDA auch für den langfristigen Einsatz von Bedeutung sein.
  • Es habe Berichte über schwere und teilweise lebensbedrohliche Hautreaktionen gegeben, darunter auch Todesfälle. Das Auftreten dieser Reaktionen sei im Einzelfall nicht vorhersehbar. Die FDA macht keine näheren Angaben über die Art der Hautreaktionen und ihre Häufigkeit.
  • Die FDA vermisst einen belegten Vorteil gegenüber anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika.

Neben der Rücknahme von Valdecoxib hat die FDA auch neue Warnhinweise für den Beipackzettel von Celecoxib (Celebrex®) verfügt. Dieser enthält jetzt zu Beginn eine "Boxed warning", in der die Warnhinweise und Kontraindikationen zu kardiovaskulären und gastrointestinalen Risiken erwähnt werden, wie sie auch für die Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika gelten. Zusätzlich soll es spezifische Informationen zu den kontrollierten Studien geben, die ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko von Celecoxib gezeigt haben. Im Beipackzettel werden die verschreibenden Ärzte außerdem aufgerufen, mit den Patienten über die potenziellen Vorteile und Risiken des Medikamentes zu sprechen.

Warnhinweise

auch für andere NSAID

Die FDA äußert sich auch zur Sicherheit der anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAID). Sie bemängelt, dass für die meisten Medikamente keine langfristigen Studien durchgeführt worden sind. Die FDA geht davon aus, dass auch die anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika mit kardiovaskulären Risiken verbunden sind. Die Hersteller werden daher aufgefordert, ihre Daten zur Sicherheit zusammenzufassen und einzureichen.

Auch die verschreibungspflichtigen nicht-steroidalen Antiphlogistika erhalten eine "Boxed warning", offenbar mit den gleichen grundsätzlichen Hinweisen zu kardiovaskulären und gastrointestinalen Risiken wie bei den COX-2-Inhibitoren. Außerdem wird eine Kontraindikation verfügt für Patienten mit kurz zurückliegender Bypass-Operation. Trotz dieser Risiken soll es keine Änderungen im Status der frei verkäuflichen nicht-steroidalen Antiphlogistika geben. In den USA betrifft dies Präparate mit Ibuprofen, Naproxen und Ketoprofen. Die Informationen in den Packungen sollen jedoch ausführlicher werden und ein Warnhinweis zu Hautreaktionen wird hinzugefügt.

Die FDA wies ausdrücklich darauf hin, dass Acetylsalicylsäure auch ein nicht-steroidales Antiphlogistikum ist, das aber zusätzlich ein Thrombozytenaggregrationshemmer ist und sich aufgrund dieser Eigenschaften in Studien als wirksam in der Prävention von kardiovaskulären Ereignissen bewährt hat. Von der Forderung nach einem Warnhinweis wie für die anderen NSAIDs schließt die FDA Acetylsalicylsäure daher explizit aus.

 

Quelle
Pressemitteilung der FDA: FDA Announces Series of Changes to the Class of Marketed Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drugs (NSAIDs); 7. April 2005. Stellungnahme der EMEA: European Medicines Agency statement on the suspension of use of Bextra; 7. April 2005. Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 07/05: Vertriebsstopp für das Arzneimittel Bextra®; 7. April 2005. Pfizer nimmt Bextra® "freiwillig" vom Markt – FDA verschärft Warnhinweise für Celebrex® und NSAID; Deutsches Ärzteblatt online; 8. April 2005. Pressemitteilung der Pfizer GmbH vom 8. April 2005. ck

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