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Sinkender Umsatz, aber steigender Gewinn

MÜNCHEN (ri). Für das Geschäftsjahr 2004 musste der bayerische Pharmagroßhändler Sanacorp einen Umsatzrückgang von rund drei Prozent auf 2,3 Mrd. Euro hinnehmen. Das Ergebnis vor Steuern betrug 33,4 Mio. Euro. Gleichzeitig stieg der Gewinn um mehr als das Doppelte auf 23,8 Mio. Euro. Der Vorstand wird dem Aufsichtsrat empfehlen, die Dividendenausschüttung je Stammaktie (84 Cent) und je Vorzugsaktie (89 Cent) um jeweils zehn Cent zu erhöhen.

Diese Zahlen wurden anlässlich der Sanacorp Bilanzpressekonferenz am 5. April 2005 bekannt gegeben. Der Vorstandsvorsitzende der Sanacorp Pharmahandel AG, Manfred Renner, begründete den Umsatzrückgang zum einen mit den "Vorzieheffekten gegen Ende des Jahres 2003 aufgrund des bevorstehenden Gesetzes zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GMG)" und zum anderen mit "der Reduzierung der Großhandelsspanne gemäß der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) etwa um die Hälfte."

Großhandelsgeschäft im Wandel

In diesem Zusammenhang sprach der Vorsitzende auch davon, dass sich das künftige Geschäft der Großhändler wandeln werde: "Konzentrierte sich der Wettbewerb in der Vergangenheit vornehmlich auf die den Apotheken eingeräumten Rabatte, ist dies durch die Halbierung der Bruttorohertragsmarge im rezeptpflichtigen Sortiment in der bisherigen Form nicht mehr möglich. Der Wettbewerb im pharmazeutischen Großhandel wird sich in Zukunft verstärkt auf zusätzliche Serviceleistungen konzentrieren."

Renner wies auch darauf hin, dass der Bruttoumsatz im gesamten pharmazeutischen Großhandel im Geschäftsjahr 2004 um rund sieben Prozent auf 19,7 Mrd. Euro sank. Der Bruttoumsatz der Sanacorp ging um 9,7 Prozent von 2,6 Mio. Euro auf 2,3 Mio. Euro zurück. Positiv entwickelte sich dagegen die Rohertragsmarge, die von 6,45 Prozent auf 7,51 Prozent kletterte. Somit konnte ein Rohertrag von 175 Mio. Euro gegenüber 155 Mio. Euro im Vorjahr erwirtschaftet werden.

Die Eigenkapitalquote belief sich auf 54,3 Prozent (im Vorjahr 45,8 Prozent). Ursache hierfür ist die Steigerung des Eigenkapitals bei gleichzeitiger Verringerung der Bilanzsumme. Die betrieblichen Aufwendungen erhöhten sich von 70 Mio. Euro auf 75 Mio. Euro.

Zufrieden über"meine apotheke" 

Darin sind erstmals die Aufwendungen für die Werbe- und Marketingkosten des Aktionsprogramms "meine apotheke" enthalten. Renner erläuterte, dass "der Erfolg in unserem heutigen Geschäft zunehmend von den erzielten Einkaufsvorteilen abhängig ist" und man nicht zuletzt deswegen das Aktionsprogramm "meine apotheke" entwickelt habe. Die Weitergabe der Einkaufsvorteile an die am Kooperationsmodell beteiligten Apotheken sei "ein maßgeblicher Faktor" des Aktionsprogramms "meine apotheke". Der Vorsitzende zeigte sich sehr zufrieden über die Entwicklung der Kooperation und berichtete, dass man aktuell 1700 Teilnehmer verzeichne.

Die Sanalog Logistik GmbH wurde aus strategischen Gründen an den Pharmagroßhändler Celesio verkauft. Da die Sanalog an die "Grenzen der rein nationalen Logistik" gestoßen war und gleichzeitig, bedingt durch die Fusionswelle der Pharmahersteller "eine europäische Ausrichtung notwendig ist", hätte die Sanacorp eine solche Ausrichtung nur mit neuen Niederlassungen in den Nachbarländern bewerkstelligen können. Ein solches europäisches Netzwerk "hätte immense Investitionen bedeutet, die Sanacorp nicht bereit war zu zahlen", so der Vorsitzende. Hinsichtlich des Verkaufspreises zeigte sich Renner zufrieden: "Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden, aber ich kann Ihnen mitteilen, dass sich durch den Verkauf ein durchaus sehenswerter steuerfreier Nettoerlös ergeben hat, der in das laufende Geschäftsjahr fließt."

Zähe Bundeskartellamt-Auseinandersetzungen 

In Sachen Anzag-Beteiligung ist der Gang durch die Instanzen wohl eher beschwerlich: Nachdem die Sanacorp schon im Jahr 2000 einen Antrag auf eine weitere Beteiligung von 25 Prozent (24,99 Prozent sind schon im Besitz der Sanacorp) gestellt hat, und vom Bundeskartellamt einen negativen Bescheid bekam, ging der Fall an das Oberlandesgericht Düsseldorf, welches der Option positiv gegenüberstand. Nach dieser Entscheidung wurde der Fall dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgetragen.

Der Bundesgerichtshof verwies die Angelegenheit wieder an das Oberlandesgericht zurück. Dort wird nun ab dem 20. April wieder die Verhandlung aufgenommen. Obwohl diejenige Partei, die in diesem Verfahren eine Niederlage hinnehmen muss, erneut dazu Gelegenheit hat, Karlsruhe anzurufen, geht Manager Renner davon aus, dass die Frage der Beteiligung bis Ende dieses Jahres geklärt ist. Gleichzeitig äußerte er den Verdacht, dass eine außergerichtliche Einigung mit dem Bundeskartellamt nicht möglich ist.

Aus Sicht des Sanacorp-Vorsitzenden ist das Bundeskartellamt den Großhändlern wohl ohnehin nicht gewogen: So wurden vor wenigen Wochen die Räume des Bundesverbandes Phagro durchsucht und schon Ende Januar den relevanten Pharmagroßhändlern ein Schreiben zugestellt, das im Gefolge des schon früher vorgetragenen Verdachts auf Rabattabsprachen ein kartellrechtliches Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Adressaten zum Inhalt hat.

Die inhaltliche Begründung war für den Vorsitzenden eher unverständlich: "Hier ist nun erstaunlich, dass von Rabattabsprachen überhaupt keine Rede mehr ist – vielmehr lautet der Vorwurf jetzt: eine Zurückführung von Marktanteilen der Anzag an andere Großhändler. Wenn man allerdings die Marktentwicklung der Sanacorp in 2003 – dies ist der Zeitraum auf den sich die Vorwürfe beziehen – betrachtet, so ist ein rückläufiger Marktanteil zu erkennen. Die Marktanteile der Anzag im fraglichen Zeitraum waren steigend. Damit wird der Vorwurf des Kartellamtes schlichtweg widerlegt."

In Bezug auf das Geschäftsjahr 2005 geht Renner von einer moderaten Umsatzsteigerung aus. Beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit rechnet der Manager mit einer Summe von 23 bis 29 Mio. Euro vor Steuern. Bei dieser Rechnung ist zwar die Anzag-Dividende mit einbezogen, der Erlös aus dem Verkauf der Sanalog ist bei dieser Schätzung jedoch nicht berücksichtigt.

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