Arzneimittel und Therapie

Orale Kontrazeptiva: Auf eine niedrige Estrogendosis kommt es an

Partialwirkungen der Gestagene entscheiden derzeit oft darüber, welches orale Kontrazeptivum die Frau verordnet bekommt, wenn sie beim Arzt nach der Pille fragt. Entscheidender aber ist die Estrogendosis, die immer möglichst gering gehalten werden sollte, so hieß es beim Kongress der Frauenärztlichen BundesAkademie in Düsseldorf.

Schöne Haare und eine gesunde Haut – so manche Frau profitiert von der Pille in mehrfacher Hinsicht. Die Bedeutung der Partialwirkungen der Gestagene scheint bei der ärztlichen Verordnung aber deutlich überschätzt zu werden. Denn die Begleitwirkungen sind lediglich bei 5 bis 30% der Frauen überhaupt relevant. Es handelt sich in erster Linie um Frauen, bei denen neben der hormonellen Empfängnisverhütung eine weitere Indikation zur Behandlung besteht, bei denen zum Beispiel auch eine Aknetherapie indiziert ist.

Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang auch, dass die beschriebenen Partialwirkungen sich in aller Regel erst bei hohen Wirkstoffdosen manifestieren. Diese werden oft mit den handelsüblichen Präparaten aber gar nicht erreicht, so dass es sich bei den Partialwirkungen nicht selten um eine theoretische Diskussion handelt, die praktisch kaum von Bedeutung ist.

Partialwirkungen sind nicht entscheidend

Begleitwirkungen der Gestagene sollten deshalb nicht überbewertet werden und keinesfalls das entscheidende Kriterium bei der Auswahl des zu verordnenden Kontrazeptivums sein, wie bereits beim Arbeitstreffen des "Züricher Gesprächskreises" im vergangenen Jahr betont und bei der FBA-Tagung bekräftigt wurde. Das erfordert ein Umdenken und rückt quasi automatisch die Bedeutung der Estrogene in den Vordergrund. Da aber alle Pillen Ethinylestradiol enthalten, spielt die Estrogendosierung eine besondere Rolle, wobei eine Estrogendosis von 20 µg täglich allgemein als ausreichend erachtet wird, um eine sichere Empfängnisverhütung zu gewährleisten und Estrogenmangelerscheinungen zu verhindern.

Die vergleichsweise niedrige Estrogendosis hat für die Frau, die die Pille einnimmt, Vorteile hinsichtlich der Nebenwirkungen. Das dokumentiert eine plazebokontrollierte Studie von Coney et al, in der gezeigt wurde, dass bei Einnahme der Mikropille (20 µg Ethinylestradiol, 100 µg Levonorgestrel, Leios®) nicht mehr Nebenwirkungen auftreten als unter Plazebo. An der Studie nahmen 721 Frauen teil und zwar über jeweils sechs Monatszyklen. Am Studienanfang sowie nach drei und sechs Monaten wurden Gewicht und Blutdruck bestimmt und es wurde nach potenziellen Nebenwirkungen erfragt. Das Ergebnis: Die Gewichtsveränderung war während des genannten Zeitraumes in den beiden Gruppen nicht signifikant verschieden und auch bei den angegebenen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Brustspannen sowie Übelkeit und Erbrechen war ein statistischer Unterschied zwischen der Verum- und der Plazebo-Gruppe nicht zu sichern. Da Nebenwirkungen meistens direkt mit der Dosierung korrelieren, gilt auch bei der Verordnung oraler Kontrazeptiva das Motto "soviel wie nötig, so wenig wie möglich", ein Grundsatz der in diesem Bereich eindeutig für die Mikropille spricht.

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