Aus der Hochschule

Deutsches Pharmaziestudium in Ägypten

In Kairo kann man neuerdings nach der deutschen Approbationsordnung Pharmazie studieren. Der Unterricht erfolgt zwar in englischer Sprache, doch müssen die Studenten auch Deutsch lernen. Den Absolventen bietet sich eine reelle Chance, später an pharmazeutischen Forschungsprojekten in Deutschland mitzuarbeiten.

Deutscher Bildungsexport

Heute sind mehr als 4200 Studierende im Ausland in Studiengängen eingeschrieben, die auf Lehrplänen deutscher Hochschulen aufbauen. Insgesamt werden mehr als 25 Projekte in 19 Ländern gefördert, für die das Bundesministerium für Bildung und Forschung jährlich vier Millionen Euro zur Verfügung stellt. Der deutsche Bildungsexport boomt. Ziel dieser Programme ist es, sowohl exzellente Nachwuchswissenschaftler für die deutsche Wissenschaft zu rekrutieren als auch Partner für die Wirtschaft zu gewinnen.

Die Studiengänge sind hauptsächlich in den Ingenieur- und Naturwissenschaften angesiedelt. Sie sind in der Regel gebührenpflichtig, werden in englischer Sprache gehalten und von deutschen Sprachkursen begleitet. Industrieunternehmen in Deutschland unterstützen die Ausbildung mit Praktikumplätzen, Stiftungslehrstühlen und Forschungsaufträgen.

Der deutsche Bildungsexport unterscheidet sich von dem seit Jahren kommerziell betriebenen Bildungsexport der Briten und Australier darin, dass er mehr auf Kooperativität setzt, indem die Studiengänge gemeinsam mit dem Partner entwickelt und anschließend in das jeweilige System der Hochschule integriert werden.

German University in Cairo

Früher wurden einzelne Studiengänge nur an bereits etablierten ausländischen Universitäten eingerichtet, doch nun gibt es auch eine deutsche Auslandsuniversität: Die German University in Cairo (GUC) wurde am 5. Oktober 2003 durch Bundeskanzler Gerhard Schröder und Staatspräsident Hosni Mubarak offiziell eröffnet. Ihr geistiger Vater ist Professor Ashraf Mansour, ein Absolvent der Universität Ulm.

Die GUC ist eine private Universität. Auf deutscher Seite wird sie von den Universitäten Ulm und Stuttgart mitgetragen. Die ägyptischen Investoren stellten ein Startkapital von 12 Millionen Euro zur Verfügung. Die Studiengebühren betragen, gestaffelt nach Leistung, 2500 bis 4350 Euro pro Semester. Einen Teil der zusätzlich benötigten Drittmittel erhofft man sich aus Forschungsressourcen von der Privatwirtschaft und durch Kooperationen mit europäischen Partnern.

Der GUC stehen ein ägyptischer Präsident (Prof. Dr. Mahmoud Hashem Abdel-Kader), ein deutscher Vizepräsident (Prof. Dr. Jens Weitkamp, Uni Stuttgart) und ein nach dem ägyptischen Gesetz geforderter Generalsekretär vor. Dem Beirat der GUC ("Board of Trustees") gehören hochrangige deutsche und ägyptische Vertreter an. Die GUC soll sich zu einer vollwertigen Universität entwickeln, die in naher Zukunft auch Doktoranden ausbilden soll.

Die GUC hat fünf Fakultäten: Pharmazie und Biotechnologie (Gründungsdekan ist Prof. Dr. Stefan Laufer, Tübigen), Medientechnologie, Management, Materialwissenschaften sowie Informationstechnologie. Später sollen noch Fakultäten für angewandte Wissenschaft und Kunst, Geisteswissenschaften und Sprachen hinzukommen. Derzeit zählt die GUC 2000 Studierende, mehr als 5000 sollen es bis 2007/08 werden.

Pharmaziestudium

Grundsätzlich besteht die Pharmazie an der GUC wie in Deutschland aus den fünf Teildisziplinen Medizinische Chemie, Pharmazeutische Biologie, Pharmakologie, Pharmazeutische Technologie und Klinische Pharmazie. Die Pharmaziestudenten studieren die ersten vier Fachsemester mit Studenten der Biotechnologie zusammen. Der Stoff der Pharmazeutischen Biologie ist während dieser Zeit weitaus umfangreicher als in Deutschland. Danach erfolgt die Ausbildung nach der deutschen Approbationsordnung für Apotheker und endet mit dem achten Fachsemester.

Ein Hochschullehrer hat wöchentlich acht Stunden in englischer Sprache zu lehren. Die Studenten lernen in kleinen Gruppen (bis zu 25 Personen), die von einem Lecturer betreut werden. Wesentliche Inhalte der Vorlesungen werden für die Studenten ins Intranet der Universität gestellt und in Tutorien wiederholt und diskutiert. Zum Bestehen des Semesters benötigt der Student eine bestimmte Anzahl von Punkten, die er sich durch die mündliche Mitarbeit in den Tutorien, in den schrift-lichen Tests ("Quizzes") sowie in den Mid-Exams und Final Exams erwirbt. Zurzeit ist die GUC um die Einrichtung der Forschungslaboratorien bemüht, um auch ein Promotionsstudium zu ermöglichen.

Annette Kaiser, Kairo

Internet

German University in Cairo www.guc.edu.eg

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