Schwerpunkt Osteoporose

Ibandronat als Monatstablette

Ein Problem bei der Behandlung der Osteoporose ist die oft schlechte Compliance der betroffenen Frauen. Das soll sich bald ändern: Denn mit dem Wirkstoff Ibandronat wird voraussichtlich noch Ende dieses Jahres ein Bisphosphonat verfügbar, das nur noch einmal monatlich eingenommen werden muss.

Oberstes Ziel bei der Behandlung der Osteoporose ist es, das hohe Frakturrisiko der betroffenen Frauen nachhaltig zu senken. Möglich ist dies durch die Wirkstoffgruppe der Bisphosphonate, wie in verschiedenen Studien für unterschiedliche Vertreter dieser Gruppe dokumentiert wurde. Die Rate an Knochenbrüchen wird durch die Bisphosphonate signifikant reduziert und zwar um 60 bis 70% schon im ersten Jahr. Dennoch werden die Medikamente von den Frauen nicht zuverlässig eingenommen. Während die Therapietreue in Studien mit 80 bis 90% gut ist, ist die Compliance im Alltag erheblich schlechter: Schon nach nur sechs bis sieben Monaten nehmen Erhebungen zufolge 17% der Patientinnen das verordnete Präparat nicht mehr ein.

Komplexe Einnahmeregeln

Nebenwirkungen können der Grund sein, sehr häufig aber liegt die Ursache in den komplexen Einnahmeregeln. So sollte das Bisphosphonat nüchtern mit einem Glas Leitungswasser in aufrechter Körperhaltung eingenommen werden und die Patientin sollte anschließend weitere 30 Minuten nüchtern und in aufrechter Körperhaltung bleiben. Vor dem Hintergrund dieser komplexen Einnahmeregeln dürfte die Compliance umso besser sein, je seltener das Präparat genommen werden muss.

Einen großen Sprung nach vorne im Hinblick auf die Compliance erhoffen die Experten sich deshalb von der Einführung der Monatstablette Ibandronat, die noch in diesem Jahr erwartet wird. Das hochpotente Bisphosphonat ist in einer Dosierung von 100 mg einmal pro Monat den Studien zufolge ebenso effektiv wie bei der täglichen Einnahme. Somit sind lediglich zwölf Tabletten im Jahr für einen effektiven Schutz der Knochen bei Frauen mit Osteoporose notwendig.

Ibandronat – einmal monatlich ebenso gut wie einmal täglich

Dass Ibandronat tatsächlich eine Schutzwirkung auf den Knochen entfaltet, hat die BONE-Studie (Ibandronat Osteoporosis Trial in North America and Europe) dokumentiert, eine doppelblinde, randomisierte Studie bei knapp 3000 postmenopausalen Frauen, die drei Jahre lang plazebokontrolliert mit täglich 2,5 mg Ibandronat oral oder intermittierend jeden zweiten Tag mit 20 mg Ibandronat behandelt wurden und zwar zwölf Mal alle drei Monate. Durch die Medikation wurde die Rate neu aufgetretener Wirbelkörperfrakturen um 62% gesenkt, die Häufigkeit nicht vertebraler Frakturen war um 69% niedriger als unter Plazebo.

Anhand der Knochendichte wurde anschließend in der MOBILE-Studie (Monthly Oral Ibandronat in Ladies) belegt, dass die klinische Wirksamkeit der 100 mg Monatstablette mindestens ebenso gut ist wie die tägliche Einnahme von 2,5 mg des Wirkstoffs, die Knochendichte stieg sogar tendenziell unter der Monatstablette etwas stärker an.

Hoffnung auf bessere Compliance

Ibandronat wurde gut vertragen, in der BONE-Studie lag die Nebenwirkungsrate auf Plazeboniveau, in der MOBILE-Studie war sie in beiden Gruppen vergleichbar, gravierende Begleiteffekte wurden nicht gesehen. Die Monatstablette Ibandronat bietet damit, so die Bewertung der Experten, eine effektive und zugleich sichere und gut verträgliche Alternative zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose, die infolge der niedrigen Einnahmefrequenz die Compliance der Frauen deutlich verbessern dürfte.

Christine Vetter, Köln

 

Quelle
Priv.-Doz. Dr. Peyman Hadji, Marburg; Priv.-Doz. Dr. Marius Kraenzlin, Basel; Prof. Dr. Dieter Felsenberg, Berlin: Presse- konferenz „Postmenopausale Osteoporose: Ibandronat bald als Monatstablette“ anläss- lich des Kongresses „Osteologie 2005“, Basel, 4. März 2005, veranstaltet von der Hoffmann La-Roche AG, Grenzach- Wyhlen.

Osteoklasten blockieren

Ibandronsäure gehört zur Gruppe der Bisphosphonate, die spezifisch am Knochen wirken. Ihre selektive Wirkung auf das Knochengewebe ist durch die hohe Affinität zum Knochenmineral bedingt. Das N-substituierte Aminobisphosphonat ist ein stabiles Pyrophosphat-Analogon und greift wie Pyrophosphat in mehrfacher Weise in den Calciumstoffwechsel ein. Durch eine effektive Hemmung der Osteoklastentätigkeit blockiert Ibandronsäure die Calciumfreisetzung aus dem Knochen sowie den Knochenabbau. Außerdem wird die Adhäsion von Tumorzellen an die Knochenmatrix unterdrückt und damit tumorbedingte Osteolysen und Hypercalcämien. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt.

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