Arzneimittel und Therapie

Mit Gadoxetsäure Metastasen erkennen

Primovist® mit dem Wirkstoff Gadoxetsäure ist ein Kontrastmittel für die Kernresonanz-Spektroskopie. Es dient der Erkennung und Charakterisierung von Leberläsionen, wie primären Lebertumoren, Metastasen sowie anderen malignen oder gutartigen Läsionen. Mit Primovist® können verschiedene Arten von Leberläsionen gleichzeitig erkannt und lokalisiert werden. Das Diagnostikum ermöglicht es, Veränderungen der Leber, wie Zysten, Metastasen und die meisten Leberzellkarzinome, voneinander zu unterscheiden. Bereits unmittelbar nach Applikation des Kontrastmittels ist die Diagnose möglich.

Primovist® ergänzt das Ende 2001 eingeführte Kontrastmittel Resovist®. Resovist® wird vorrangig zur Erkennung kleiner Leberläsionen, also für Untersuchungen vor der Operation, eingesetzt. Die zusätzliche Stärke von Primovist® liegt vor allem in der Kombination parenchymaler und dynamischer Bildgebung, wobei letztere nützliche Informationen für die Charakterisierung von Leberläsionen liefert.

Anreicherung in gesundem Lebergewebe

Wegen seiner Struktureigenschaften wird Primovist® spezifisch von Leberzellen, den Hepatozyten, aufgenommen, reichert sich im Parenchym an und verstärkt die Kontraste in gesundem Lebergewebe. Die Zellen von Zysten, Metastasen und der meisten Leberzellkarzinome arbeiten nicht mehr wie normale Leberzellen, nehmen das Kontrastmittel nicht oder kaum auf, werden nicht verstärkt dargestellt und sind daher eher zu erkennen und zu lokalisieren. Gut differenzierte Leberzellkarzinome können jedoch funktionstüchtige Hepatozyten enthalten und in der Hepatozyten-Bildgebungsphase eine Signalverstärkung aufweisen. Deshalb sind zusätzliche klinische Informationen zur Absicherung der richtigen Diagnose erforderlich. Primovist® liefert bereits unmittelbar nach der Applikation diagnostische Informationen (dynamische Bildgebung) und ermöglicht so die Unterscheidung verschiedener Arten von Leberläsionen.

Stabiler Gadoliniumkomplex

Der kontrastverstärkende Effekt wird durch den stabilen Gadoliniumkomplex Gd-EOB-DTPA vermittelt. EOB-DTPA bildet mit dem paramagnetischen Gadoliniumion einen stabilen Komplex, der eine extrem hohe thermodynamische Stabilität aufweist. Gd-EOB-DTPA ist eine sehr gut wasserlösliche, hydrophile Verbindung mit einer Ethoxybenzyl-Gruppe als lipophiler Komponente. Bei einer T1-gewichteten Aufnahme führt die durch das Gadoliniumion induzierte Verkürzung der Spin-Gitter-Relaxationszeit der angeregten Atomkerne zu einer Anhebung der Signalintensität und damit gegebenenfalls zu einer Bildkontrastverstärkung bestimmter Gewebe.

Primovist® mit dem Wirkstoff Gadoxetsäure ist ein Kontrastmittel für die Kernresonanz-Spektroskopie (NMR). Es dient der Erkennung und Charakterisierung von Leberläsionen, wie primären Lebertumoren, Metastasen sowie anderen malignen oder gutartigen Läsionen. Das Diagnostikum ermöglicht es, Veränderungen der Leber, wie Zysten, Metastasen und die meisten Leberzellkarzinome, voneinander zu unterscheiden. Bereits unmittelbar nach Applikation des Kontrastmittels ist die Diagnose möglich.

Primovist® ist chemisch mit dem Kontrastmittel Magnevist® (Gd-DTPA) verwandt. Ebenso wie Magnevist® wirkt es bei T1-gewichteten MR-Aufnahmen signalverstärkend.

Injektion als Bolus

Primovist® ist eine gebrauchsfertige wässrige Lösung, die unverdünnt als intravenöse Bolusinjektion mit einer Flussrate von ca. 2 ml/s zu geben ist. Dann können die verschiedenen Leberläsionen in der dynamischen Bildgebung durch ihre zeitlich unterschiedlichen Verstärkungsmuster in der arteriellen, portalvenösen und Equilibrium-Phase charakterisiert werden. Die Kontrastverstärkung des Leberparenchyms in der Hepatozytenphase hilft bei der Identifizierung von Anzahl, segmentaler Verteilung, Darstellung und Abgrenzung der Leberläsionen; dies verbessert die Erkennung der Läsionen. Das unterschiedliche Verstärkungs-/Washout-Muster der Leberläsionen ergänzt die Informationen aus der dynamischen Phase.

Die verzögerte (Hepatozyten-) Phase kann 20 Minuten nach der Injektion mit einem Bildgebungsfenster untersucht werden, das mindestens 120 Minuten andauert. Die klinischen Studien zeigen, dass 20 Minuten nach Injektion minimal bessere diagnostische Ergebnisse erzielt werden als zehn Minuten nach Injektion. Bei Patienten, die eine Hämodialyse benötigen, sowie bei Patienten mit erhöhten Bilirubinwerten (> 3 mg/dl) wird das Bildgebungsfenster auf 60 Minuten reduziert. Die hepatische Exkretion von Primovist® führt zur Signalverstärkung der biliären Strukturen.

Wenig unerwünschte Wirkungen

Die meisten unerwünschten Wirkungen waren vorübergehend und leicht bis mittelschwer. Gelegentlich (> 1/1000, < 1/100) kam es zu Kopfschmerzen, Benommenheit, Parästhesie, Geschmacksstörungen; Vasodilatation, Hypertonie sowie zu Erbrechen und Übelkeit. Zwei Stunden vor der Untersuchung sollte der Patient nicht mehr essen, um ein Aspirieren während der Untersuchung zu vermeiden, da Übelkeit und Erbrechen auftreten können. Die Kontrastmittelgabe ist möglichst am liegenden Patienten vorzunehmen.

Allergieähnliche Reaktionen, einschließlich Schock, sind nach Gabe von MRT-Kontrastmitteln auf Gadolinium-Basis selten. Bei Patienten mit anamnestisch bekannten allergischen/allergoiden Reaktionen oder Bronchialasthma kann insbesondere das Risiko des Auftretens schwerwiegender Überempfindlichkeitsreaktionen erhöht sein. Die meisten dieser Reaktionen treten innerhalb von einer halben Stunde nach Gabe des Kontrastmittels auf. Nach der Injektion sollte der Patient noch mindestens 30 Minuten unter Aufsicht bleiben, da die Mehrzahl unerwünschter Reaktionen erfahrungsgemäß während dieser Zeit auftritt.

Wechselwirkungen

Anionische Arzneimittel, die primär über die Galle ausgeschieden werden (wie Rifampicin), können mit der hepatischen Kontrastverstärkung und der biliären Exkretion von Primovist® interferieren. Tierexperimentelle Studien zeigten, dass die zu der Klasse der Rifamycine gehörenden Verbindungen die hepatische Aufnahme von Primovist® blockieren und dadurch den Leberkontrasteffekt reduzieren. In diesem Fall könnte der erwartete Nutzen bei Primovist®-Anwendung begrenzt sein. Erhöhte Bilirubin- oder Ferritinspiegel können den Leberkontrasteffekt von Primovist® reduzieren.

Die Serumeisenbestimmung mithilfe komplexometrischer Methoden (z.B. Ferrozin-Komplexbildungsmethode) kann aufgrund des in der Kontrastmittellösung enthaltenen freien Komplexbildners bis zu 24 Stunden nach der Untersuchung mit Primovist® falsche Werte ergeben.

Schwangerschaft und Stillzeit

Erfahrungen über die Anwendung von Gd-EOB-DTPA bei Schwangeren liegen nicht vor. Tierexperimentelle Studien haben gezeigt, dass bei mehrfacher Gabe hoher Dosen toxische Wirkungen im Hinblick auf die Reproduktion auftraten. Primovist® sollte bei Schwangeren nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden. Tierexperimentelle Studien haben gezeigt, dass Gd-EOB-DTPA in die Muttermilch übertritt. Es wird empfohlen, das Stillen nach Anwendung von Primovist® für 24 Stunden zu unterbrechen. hel

Primovist mit dem Wirkstoff Gadoxetsäure ist ein Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie. Es dient der Erkennung und Charakterisierung von Leberläsionen und ermöglicht es, Veränderungen wie Zysten, Metastasen und die meisten Leberzellkarzinome voneinander zu unterscheiden.

 

Steckbrief: Gadoxetsäure, Dinatriumsalz

Handelsname/Hersteller: Primovist (Schering Deutschland GmbH, Berlin) Einführungsdatum: 1. Februar 2005 Zusammensetzung: 1 ml der Injektionslösung enthält 181,43 mg Gadoxetsäure, Dinatriumsalz (Gd-EOB-DTPA Dinatrium), entsprechend 0,25 mmol Gd-EOB-DTPA Dinatriumsalz. Sonstige Bestandteile: Caloxetsäure, Trinatriumsalz; Trometamol; Salzsäure 3,6 % (zur pH-Einstellung), Natriumhydroxid (zur pH-Einstellung), Wasser für Injektionszwecke Packungsgrößen, Preise und PZN: 5 x 10 ml, 1054,85 Euro, PZN 0822618; 20 x 10 ml, 4107,56 Euro, PZN 4178309; 50 x 10 ml, 10.097,99 Euro, PZN 4178315. Stoffklasse: Diagnostika, paramagnetisches Kontrastmittel Indikation: Zur Erkennung von Leberläsionen mittels T1-gewichteter Magnetresonanztomographie (MRT). Dosierung: Primovist® ist eine gebrauchsfertige wässrige Lösung, die unverdünnt als intravenöse Bolusinjektion mit einer Flussrate von ca. 2 ml/s zu geben ist. Empfohlene Dosierungen: 0,1 ml/kg Körpergewicht Primovist®. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Benommenheit, Parästhesie, Geschmacksstörungen; Vasodilatation, Hypertonie sowie Erbrechen und Übelkeit. Wechselwirkungen: Anionische Arzneimittel, die primär über die Galle ausgeschieden werden (wie Rifampicin), können mit der hepatischen Kontrastverstärkung und der biliären Exkretion von Primovist® interferieren. Erhöhte Bilirubin- oder Ferritinspiegel können den Leberkontrasteffekt von Primovist® reduzieren. Die Serumeisenbestimmung mithilfe komplexometrischer Methoden (z. B. Ferrozin-Komplexbildungsmethode) kann aufgrund des in der Kontrastmittellösung enthaltenen freien Komplexbildners bis zu 24 Stunden nach der Untersuchung mit Primovist® falsche Werte ergeben. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Zwei Stunden vor der Untersuchung sollte der Patient nicht mehr essen, um ein Aspirieren während der Untersuchung zu vermeiden, da Übelkeit und Erbrechen mögliche Nebenwirkungen sind. Die Kontrastmittelgabe ist möglichst am liegenden Patienten vorzunehmen. Nach der Injektion sollte der Patient noch mindestens 30 Minuten unter Aufsicht bleiben. Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung ist aufgrund verminderter Eliminationskapazität von Gd-EOB-DTPA Vorsicht geboten. Bei Patienten mit anamnestisch bekannten allergischen/allergoiden Reaktionen oder Bronchialasthma kann insbesondere das Risiko für schwer wiegende Überempfindlichkeitsreaktionen erhöht sein. Eine intramuskuläre Anwendung muss unbedingt vermieden werden, da dadurch lokale Unverträglichkeitsreaktionen bis hin zu fokalen Nekrosen verursacht werden können.

 

Zum Weiterlesen

Kontrastmittel für die Magnet-Resonanz-Tomographie. Ferucarbotran (Resovist®). Neue Arzneimittel 2002; Nr. 3, S. 33 – 35

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.