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Betriebskrankenkassen greifen nach den Naturalrabatten

BONN (im). Die Betriebskrankenkassen wollen die bisherige Aut-idem-Regelung abschaffen. Schützenhilfe bekommen sie dabei vom Generikaverband. Zugleich fordern BKK-Vertreter unverblümt die Naturalrabatte, die die Hersteller den Apotheken gewähren, für die Krankenkassen ein.

In einem groß angelegten Bericht in der "Ärzte Zeitung" vom 22. März wird Wolfgang Kaesbach mit den Worten zitiert "Hunderte Millionen Euro bleiben durch Rabatte bei den Apothekern hängen." Laut Kaesbach, der beim BKK-Bundesverband in Essen die Arzneimittel-Abteilung leitet, sind alle Versuche gescheitert, die steigenden Rabattgewinne "von den Apotheken weg in die Kassen der Krankenkassen zu leiten".

Zusätzlich erläutert der Redakteur der Ärzte Zeitung, worum es sich bei Naturalrabatten handelt. Apotheker erhielten vom Hersteller für ein gekauftes Arzneimittel zusätzlich ein oder mehrere Präparate gratis dazu, welche sie sich vollständig von den Krankenkassen vergüten ließen. Zwar habe das Bundesgesundheitsministerium Kassen und Apotheker zu einem Rahmenvertrag und zur Weitergabe von Rabatten an die Kassen gedrängt, heißt es im Bericht weiter, doch seien die Verhandlungen gescheitert, das Schiedsamt habe sich für unzuständig erklärt und auf den Gesetzgeber verwiesen.

Nach Darstellung von Kaesbach vom BKK-Bundesverband hat das Ministerium im Sommer 2004 definitiv von einer gesetzlichen Regelung Abstand genommen. Die Kassen sollten sich die Rabatte selbst bei den Apotheken holen, womit das Thema für die Kassen erledigt gewesen sei, wird BKK-Arzneimittelexperte Kaesbach zitiert.

"Fast 290 Millionen Naturalrabatte"

Als Beleg für steigende Rabattgewinne werden im Bericht Zahlen des Marktforschungsunternehmens NDC Health angeführt, denen zufolge die Naturalrabatte an Pharmazeuten von rund 150 Millionen Euro in 2002 auf 289 Millionen Euro in 2004 zunahmen. Im Bericht heißt es, dieses Geld sollte politisch gewollt den Krankenkassen zukommen. In diesem Zusammenhang bezeichnen der BKK-Vertreter und Dr. Andreas Jäcker vom Generikaverband die Aut-idem-Regelung als untauglich, mit der die Regierung 230 Millionen Euro jährlich in der gesetzlichen Krankenversicherung einsparen wolle. Aut idem fördere Umgehungsstrategien.

Jäcker wird mit der Aussage wiedergegeben, die Apotheker verhielten sich bei aut idem "rational", da sie die Präparate bei den Herstellern mit den besten Einkaufskonditionen kauften und sich auf wenige Anbieter konzentrierten. Seitdem müssten Generikahersteller außer bei Ärzten auch bei den Pharmazeuten ihre Präparate bewerben, was angeblich die "Schlacht" um Naturalrabatte noch angeheizt habe. Jäcker warf in dem Bericht den Apothekern außerdem vor, die unterschiedlichen Änderungen bei aut idem kaum verfolgt zu haben.

 

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