Ernährung aktuell

Ernährung ist im TV schlecht präsentiert

Wie wird Ernährung im Fernsehen dargestellt? Welche Einstellung zur Ernährung und zum Ernährungsverhalten wird über das Massenmedium vermittelt? Diesen Fragestellungen wurde im Rahmen einer Studie nachgegangen. Ergebnis: Im Fernsehen wird leider viel Potenzial, das für die Ernährungsaufklärung genutzt werden könnte, verschenkt.

In zwei Dritteln aller Sendungen, über alle Sender hinweg und in allen Gattungen, ist Ernährung in irgendeiner Form das Thema (Produktion, Verarbeitung, Handel, Einkauf, Zubereitung, Verzehr, Nachbereitung, Präsentation, Requisite). Ernährung macht insgesamt 12,3 % der Sendezeit aus – nebenbei oder als Haupthandlung.

Den höchsten Anteil haben Serien und Spielfilme, Werbung folgt erst an dritter Stelle. Das vermittelte Bild von Ernährung ist dabei sehr ungünstig: 25% der gezeigten Lebensmittel sind Süßigkeiten und fette Snacks (oft auch in der Werbung), 16% alkoholhaltige Getränke. Diese Präsenz ist insofern wichtig, als wir unser Verhalten aus dem Verhalten der Umgebung lernen, und dazu gehört das Fernsehen. Fernsehkonsum prägt die Vorstellung von der Wirklichkeit.

Ungenutzte Chancen

Das Potenzial des Fernsehens als Aufklärungsmedium wird viel zu wenig genutzt. Ernährungsexperten kommen im Fernsehen kaum vor, es gibt kaum weiterführende Informationsangebote (Internet, Videotext, Broschüren) für gesunde Ernährung. Bei den privaten Anbietern werden Ernährungsthemen vor allem in einen Risiko- und Lifestyle-Kontext eingebunden, bei den öffentlich-rechtlichen dominiert die Service-, Politik- oder Wirtschaftsperspektive.

Die Befragung von Zuschauern hat ergeben, dass ihre Wahrnehmung ernährungsrelevanter Sendungen vorwiegend von der Sehdauer abhängt, sie suchen nicht gezielt danach. Je mehr eine Person fernsieht, desto ungünstiger fällt ihre Einstellung zu gesunder Ernährung aus. Die Studiendurchführenden kommen daher zu dem Schluss, dass sich das Massenmedium Fernsehen zwar prinzipiell als Instrument der Ernährungsaufklärung eignet, sein Aufklärungspotenzial allerdings schlecht genutzt wird.

Dr. Sabine Wenzel

 

Quelle:
Prof. Dr. P. Rössler, S. Lücke, Erfurt; Journalistenseminar der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Essen und Trinken in Deutschland. Ergebnisse des DGE-Ernährungsberichts 2004; 26./27. Januar 2005, Freising

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