Aus Kammern und Verbänden

Stärkung des Heilberufs

Apotheken in Brandenburg können den Besuch eines Pseudo-Customer für nur 50 Euro im Jahr buchen, weil die Landesapothekerkammer das Projekt subventioniert. Die Kammerversammlung am 15. Dezember 2004 bestätigte einen entsprechenden Vorstandsbeschluss.

Derzeit beteiligen sich in Brandenburg mehr als 3% der Apotheken am Pseudo-Customer-Projekt. Deutlich höher ist die Teilnahme an den ZL-Ringversuchen zu Blutuntersuchungen (14%) und zur Rezeptur (11%). Hier werden die Gebühren komplett von der Kammer übernommen.

Auswirkungen des GMG

LAK-Präsidenten Dr. Jürgen Kögel fasste rückblickend und prospektiv die Maßnahmen des GMG in Bezug auf die Qualität der Arzneimittelversorgung und die Kosten der Arzneimitteldistribution zusammen. Laut Aussage der Politik sollte das GMG

  • einerseits die Qualität der medizinischen Versorgung erhöhen,
  • andererseits die Kosten senken und den Beitragssatz der Versicherten reduzieren.

Den Hauptteil der Kostenersparnis wird dabei der Arzneimittelbereich erbringen. Gravierender sind jedoch die Änderungen im System der Arzneimitteldistribution, die mit der Einführung der Niederlassungsfreiheit zu vergleichen sind und auch in die gleiche Richtung weisen, nämlich hin zur vollständigen Kommerzialisierung im Apothekenbereich. Da der Arzneimittelmarkt große Wachstumschancen verspricht, soll der ordnungspolitische Rahmen so verändert werden, dass er Expansionen zulässt. Dabei wird nicht der Apothekerberuf infrage gestellt, sondern der Primat der ethisch-fachlichen gegenüber der gewinnorientierten Praxis.

Szenario für Apothekenketten und Versandhandel

Gegenwärtig betreiben Brandenburger Apotheker 29 Filialapotheken, davon 25 im Lande, drei in Berlin und eine in Sachsen-Anhalt. Ein Großteil wurde durch Kauf erworben, ein Teil aber auch neu gegründet. Die Qualität der Arzneimittelversorgung sollte durch diesen eingeschränkten Filialbesitz nicht wesentlich tangiert sein; der Filialleiter sollte die Gewähr für die ordnungsgemäße pharmazeutische Leistung bieten. Was könnte die Zukunft bringen, wenn Fremdbesitzverbot und zahlenmäßige Beschränkung fallen? Unabhängige Apotheken wird es so gut wie gar nicht mehr geben. Ein Oligopol kontrolliert den Markt. Die Zahl der Apotheken steigt im innerstädtischen Bereich, sinkt aber auf dem flachen Land. Die Endverbraucherpreise sinken nicht, aber die Ketten setzen die Hersteller unter Preisdruck. Norwegen liefert dieses Ergebnis nach zwei, drei Jahren dieser Freiheit; Sempora Consulting mit Sitz in Bad Homburg prognostiziert für Deutschland eine ähnliche Entwicklung. Der vom Gesetzgeber angestrebte Preiswettbewerb der Apotheken ist bisher weitgehend ausgeblieben. Die Qualität der Arzneimitteltherapie steigt durch Sonderangebote und Mengenrabatte auch nicht an. Jedoch würden Apothekenketten bei Deregulierung zukünftig die freiberuflich geführte Apotheke preislich in die Knie zwingen, um danach richtig verdienen zu können. Ende des 3. Quartals gab es deutschlandweit über 1000 Apotheken mit Versandhandelserlaubnis, in Brandenburg 29. Angaben aus dem 2. Quartal belegen jedoch, dass nur 0,2% der gesamten GKV-Arzneimittelkosten aus Versandapotheken stammen, auch wenn der Bundesverband der Versandapotheker zukünftig 8% prognostiziert. Eine Kostenersparnis ist nur temporär zu erwarten. Wenn der Markt erobert ist, stellt sich ein Preisgefüge ein, das maximale Gewinne ermöglicht. Eine Qualitätssteigerung ist damit nicht zu erwarten. Was Schnelligkeit, Sicherheit und pharmazeutische Betreuung anlangt, ist die ortnahe Apotheke immer überlegen.

Haushalt der Kammer

Die Kammer beschloss auf Vorschlag der Arbeitsgruppe Beitragsordnung, für Selbstständige weiterhin den Umsatz der Apotheken als Berechnungsgrund-lage für den Kammerbeitrag zu verwenden, für Angestellte den Beitrag um 25% auf 100 Euro zu erhöhen und die Härtefallregelung aufrecht zu erhalten. Gegenwärtig ist eine Klage beim Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder gegen einen Beitragsbescheid anhängig. Mit der Klage wird auch die Bemessungsgrundlage angegriffen. Ähnliche Klagen in anderen Bundesländern waren bisher nicht erfolgreich. Die Gerichte haben überwiegend bestätigt, dass der Nettoumsatz als Bemessungsgrundlage dem Äquivalenzprinzip, der Beitragsgerechtigkeit und dem Solidaritätsprinzip am weitesten entspricht. Als Auswirkung des GMG hat der Haushalts- und Finanzausschuss einen um 8 bis 10% geringeren Umsatz für das Jahr 2004 und entsprechend geringere Beitragseinnahmen prognostiziert. 13% der Ausgaben sollen für die Fortbildung der Kammerangehörigen verwendet werden.

Ausschussmitglieder

Die Kammerversammlung wählte folgende Personen in die Ausschüsse:

  • Revisionskommission: Christian Toll, Angermünde; Renate Langner, Potsdam; Sabine Hempel, Eisenhüttenstadt.
  • Satzungsausschuss: Werner Galys, Rathenow; Heike Wegner, Frankfurt (Oder); Gisela Regorius, Brandenburg; Reiner Ertle, Cottbus; Frithjof Winkel, Grünheide.
  • Haushalts- und Finanzausschuss: Jörg Ehlert, Luckau; Silke Karich, Cottbus; Raik Arsand, Groß Glienicke; Detlev Janßen, Schwedt; Regina Korbanek, Fürstenwalde.
  • Sozialausschuss: Wolfram Denck, Luckenwalde; Barbara Dunke, Potsdam; Renate Seidel, Potsdam; Hans-Heinrich Krug, Herzberg; Waldtraut Schmidt, Potsdam.
  • Aus- und Fortbildungsausschuss: Dr. Annerose Zerbe-Kunst, Neuzelle; Karen Pank, Cottbus; Martina Klauß, Königs Wusterhausen; Susanne Klein, Potsdam; Dr. Helga Voßköhler, Luckenwalde; Marcel Wree, Neuenhagen; Sabine Fleckeisen, Trebbin.
  • Weiterbildungsausschuss: Dr. Ingrid Singer-Klimaschewski, Oranienburg; Dr. Ulrich Warnke, Nauen; Dr. Sabine Gohlke, Hönow; Ekkehart Kaaker, Oranienburg; Cornelia Kalus, Ludwigsfelde; Knut Hanika, Drebkau; Britta Keil, Frankfurt (Oder).

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