Fortbildung

Für eine patientenorientierte Pharmazie

Klinische Pharmazie und Pharmazeutische Betreuung sind unverzichtbar, um den Beruf und die Funktion des Apothekers als Instanz innerhalb des Gesundheitssystems weiterzuentwickeln und damit neu zu definieren. Das Bonner Kolleg für Klinische Pharmazie gibt berufstätigen Apothekerinnen und Apothekern die Möglichkeit, sich in diesem Sinne theoretisch und praktisch fortzubilden.

 

Das Kursprogramm

Der erste zehnmonatige Bonner Zertifikatskurs, der von Prof. Dr. Ulrich Jaehde und Dipl.-Pharm. Meike Eckhardt geleitet wurde, begann im September 2003 und umfasste vier in sich geschlossene Module, die jeweils an einem verlängerten Wochenende (21/2 Tage) im Abstand von zwei bis drei Monaten unterrichtet wurden. Es wurde ein Internetforum eingerichtet, über das alle Teilnehmer und Dozenten miteinander in Kontakt treten konnten. Zusätzlich zu den 14 Kursteilnehmer konnten maximal zwölf weitere Interessierte ein einzelnes Modul belegen. Im Praktischen Teil des Kurses hatte jeder Teilnehmer für mindestens drei Monate die Pharmazeutische Betreuung einer bestimmten Patientengruppe bzw. eines konkreten Patienten vorzunehmen. Er musste die Betreuung vor Ort über den gesamten Zeitraum dokumentieren und nach Abschluss einen schriftlichen Bericht verfassen sowie in Form eines kleinen Vortrags präsentieren. Für alle gewählten Patientengruppen, wie z.B. Diabetiker, Asthmatiker, Multimorbide, standen den Teilnehmern Tutoren zur Seite, die sie gleichermaßen inspirierten, korrigierten und motivierten. Des Weiteren stand eine Studienbewertung in Form einer kleinen schriftlichen Hausarbeit auf dem Plan. Theoretische Grundlagen der Pharmakoökonomie, insbesondere der Nutzen-Risiko-Bewertung, sowie der Klinischen Forschung sollten in die Arbeit mit einfließen. Den Abschluss stellte eine zweistündige Klausur dar.

Die Lehrinhalte

Modul 1, Grundlagen: Handwerkszeug der Medizinischen Dokumentation sowie Umgang mit Labordaten. Darstellung arzneimittelbezogener Probleme anhand von Fallbeispielen. Systematisierung der Arzneimittelinformation. Aspekte der Kommunikation zwischen Apotheker und Arzt bzw. Apotheker und Patient. Modul 2, Therapiemonitoring: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Klinische Pharmakokinetik (was macht der Körper mit dem Arzneimittel?). Pharmakovigilanz (Wissenschaft von den unerwünschten Arzneimittelwirkungen und den Methoden, Arzneimittel sicherer zu machen). Therapeutisches Drug Monitoring, Klinische Labordaten, diesmal im Detail: Zusammenhänge zwischen Elektrolyten, Niere, Leber und Hämatologie. Modul 3, Therapieevaluierung: Evidence-based Medicine bzw. Evidence-based Pharmacy, das heißt: stets auf die bereits vorhandenen dokumentierten Erfahrungen zurückgreifen, Daten kritisch beurteilen. Nutzen-Risiko-Bewertung. Rolle des Apothekers im Disease-Management. Klinisch-pharmazeutische Forschung. Pharmakoökonomie (Kosten-Nutzen-Analysen). Modul 4, Pharmazeutische Betreuung: Das Motto hieß: "Ab in die Bütt! Zeig, was du konntest! Powerpoint ist dein bester Freund!" Für die in öffentlichem Auftreten und Präsentation Unerfahrenen eine durchaus nützliche Übung.

Quintessenz

Rückblickend waren die zehn Monate unter der Obhut des Bonner Kollegs ein großer Gewinn. Wir durften uns selbst beweisen, dass wir auch nach Jahren der Routine im Berufsalltag noch flexibel genug sind, neue Wege zu beschreiten und nicht davor zurückzuschrecken, für eine Prüfung zu büffeln oder Literatur zu studieren. Im praktischen Teil haben wir festgestellt, dass der Einzelne durch Engagement zwar eine Menge initiieren und auch erreichen konnte, dass der zeitliche Aufwand allerdings langfristig in irgendeinem Verhältnis zu dem dadurch erreichten Imagezuwachs und der angestrebten wirtschaftlichen Existenzsicherung stehen muss. Es bedarf also nach wie vor der Erarbeitung und des Ausbaus geeigneter Konzepte, um den Sprung von der Pharmazeutischen Betreuung des Prototyps mit Modellcharakter hin zu einer Vernetzung von Arztpraxis, Apotheke, Pflegedienst, Krankenstation, etc. zu schaffen. Das Endziel wäre dann Seamless Care, Pharmazeutische Betreuung ohne Grenzen, mit dem Apotheker als kompetentem Ansprechpartner, Berater, Vermittler. Dafür brauchen wir aber natürlich noch viel mehr KollegInnen, die bereit sind, sich auf die Herausforderung der Klinischen Pharmazie aktiv einzulassen. Im März 2005 beginnt der nächste Zertifikatskurs für Klinische Pharmazie und Pharmazeutische Betreuung in Bonn. Ich kann Ihnen nur wärmstens empfehlen, sich noch einen Platz im neuen Team zu sichern. Danksagung: Es gelang Professor Jaehde und seinem Team, eine geradezu freundschaftliche Fortbildungsatmosphäre zu schaffen. Ihm und insbesondere Frau Dipl.-Pharm. Meike Eckhardt sei herzlich gedankt für die wunderbare Betreuung.

 

Katja Hübner, Köln

 

"Wer den Wandel zum beratenden Heilberuf nicht mitmacht, muss sich darüber im Klaren sein, dass er dann in letzter Konsequenz nur noch eine kleine Apotheke für die Notversorgung führen kann."

Anneliese Menge, 
Präsidentin der AK Nordrhein

"Klinische Pharmazie ist die Disziplin der Pharmazie, die aufbauend auf pharmazeutisch-naturwissenschaftlichen Kenntnissen die Optimierung der Arzneimitteltherapie am und durch den Patienten zum Inhalt hat."

Definition der DPhG und ABDA (1997) 

Termine

Entgegen früheren Ankündigungen beginnt das Bonner Kolleg für Klini- sche Pharmazie nicht im Januar 2005, sondern erst im März 2005, mit folgenden Terminen:

Modul 1: Grundlagen                                          10.  bis 12. 03.

Modul 2: Therapiemonitoring                                         16.  bis  18.  06.

Modul 3: Therapieevaluierung                                        15.  bis  17. 09.

Modul 4: Pharmazeutische Betreuung                             10.  bis  12. 11.

Nähere Informationen und Anmeldung auf der Homepage der Klinischen Pharmazie Bonn unter www.klinische-pharmazie.info → Bonner Kolleg oder bei Dipl.-Pharm. Meike Eckhardt, Tel. (02 28) 73 52 29

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