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Learning by Doing

LONDON (jr). In London gibt es seit dem 1. Dezember 2004 die erste Unterrichtsapotheke des Königreiches. Die Neuheit soll nicht nur die Ausbildung künftiger Apotheker revolutionieren, sondern langfristig auch den Service am Kunden verbessern helfen.

Die Green Light Pharmacy nahe der Londoner U-Bahn-Station Euston versorgt Patienten wie Kunden seit nunmehr zehn Jahren mit Medikamenten, Pflegemitteln und gutem Rat. Doch dabei sollte es nach Ansicht der Betreiber, Apotheker Tim O’Donoghue und John Foreman, nicht bleiben. "Berufsanfänger sind mit beachtlichem Fachwissen ausgestattet", so Tim O’Donoghue, "aber Kundenkontakt wie Servicegedanke bleiben während der langjährigen Ausbildung oftmals auf der Strecke". Genau diesen Schwachpunkt wollen die beiden Apotheker mit ihrem Ausbildungsmodell beheben in der Hoffnung, zukünftig auch andere Kollegen für die Idee begeistern zu können. Der erste Kurs mit insgesamt 30 von insgesamt 180 Studenten der School of Pharmacy der Universität London startete am 1. Dezember. In einem speziell für die Ausbildung eingerichteten Unterrichtsraum mit Videoequipment beobachten die Studenten Kundengespräche am Apothekentresen, die entweder von den Mitkommilitonen oder aber den Apothekern der Green Light Pharmacy geführt werden. Für Studenten des ersten Jahres treten Mitglieder einer Rentner-Schauspiel-Gruppe als Patienten auf, während die Kommilitonen des vierten Studienjahres ihr Können bereits in Konsultationsgesprächen mit Patienten unter Beweis stellen dürfen. Unterstützung erhalten die Studenten hierbei durch einen die Gespräche begleitenden Apotheker. Im Anschluss an die Praxisstunden erfolgt die Auswertung des Filmmaterials, das sowohl Stärken als auch Schwächen aufdeckt und somit zur Motivation und Lösungsfindung herangezogen werden kann. "Wir wollen, dass sich unsere zukünftigen Kollegen am Beratungstresen durch gute Soft Skills ausweisen und sich nicht nur so durchwurschteln", betont Tim O’Donoghue, der sich seit Jahren mit den verbalen und nonverbalen Kommunikationsfähigkeiten von Apothekern auseinandersetzt. "Zudem lernen sie gleichzeitig Probleme und Chancen des Gesundheitswesens kennen, nehmen wir den Missbrauch von Medikamenten oder aber die Unterstützung vieler Kunden bei der Aufgabe des Rauchens", so der Apotheker. Professor Sandy Florence von der Londoner School of Pharmacy, dem Hauptfinancier des Projektes, zeigt sich begeistert über die Möglichkeit, Studierenden endlich auch das Handwerkszeug für den Alltag vermitteln zu können. Die School of Pharmacy sei sehr glücklich, endlich einen Partner in der Green Light Pharmacy gefunden zu haben, so die Professorin. "Der Alltag einer Apotheke kann in keinem Unterrichtsraum nachempfunden werden", sagte Sandy Florence, "hier dagegen lernen unsere Studenten Patienten mit richtigen Problemen im realen Umfeld kennen." Ob das Ausbildungsprogramm auch in den übrigen 20 Schools of Pharmacy des Vereinigten Königreichs und weiteren Apotheken Interesse wecken wird, bleibt abzuwarten. Die Beteiligten geben sich jedoch zuversichtlich, dass ihr Projekt Schule machen wird.

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