GKV-Arzneimittelausgaben: "Die Pharmaindustrie hat noch Speck"

BERLIN (ks). Der Vorsitzende der Barmer Ersatzkasse Eckart Fiedler beklagt sich über die Pharmaindustrie: Die Arzneimittelpreise seien im internationalen Vergleich zu hoch, sagte er in einem Interview mit dem "Stern". Dies treffe selbst auf Generika zu. Mit ihrem Hausarzt- und Hausapothekermodell will die Barmer dem für dieses Jahr prognostizierten Ausgabenanstieg bei Arzneimitteln entgegenwirken.

Die Klagen der Konzerne, sie müssten mehr Gewinn erzielen, um in Deutschland gut forschen zu können, hält Fiedler für unberechtigt. “Fast alle Pharmafirmen geben inzwischen mehr Geld für Marketing als für Forschung aus." Für 2005 rechnet Fiedler im Arzneimittelbereich mit Mehrausgaben von zwei Milliarden Euro für die gesetzlichen Krankenkassen. Ein Grund hierfür sei die Rückführung des Herstellerrabattes von 16 auf sechs Prozent. Fiedler: "Man hätte das Niveau stabilisieren sollen. Die Pharmaindustrie hat durchaus noch Speck." Teuer seien für die Kassen vor allem die vielen patentgeschützten Scheininnovationen, für die die Unternehmen "völlig überhöhte Preise verlangen".

Abhilfe soll das Hausarzt- und Hausapotheken-Modell schaffen, das die Barmer ihren Versicherten ab dem 1. März anbietet. Bundesweit hätten sich bereits 12.000 Ärzte verpflichtet, wirksame Generika statt Scheininnovationen zu verordnen, erklärte Fiedler. Der Barmer-Chef rechnet damit, dass sich 1,4 Millionen Barmer-Versicherte an dem Modell beteiligen werden.

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