Glosse

Liebes Christkind

Liebes Christkind, schön, dass Du meinen diesjährigen Wunschzettel gleich gefunden hast. War auch einfach, gell, ich hab' ihn ja so auffällig an meinem neuen Autoschalter hingelegt. Macht sich doch richtig gut, oder? Birkenwäldle-Apotheke-Drive-in, klingt so ein bisschen chic amerikanisch. Hoffe, Du magst das.

Liebes Christkind, leise rieselt der Schnee, still und starr liegt - das Apothekerhaus in Berlin. Vielleicht fliegst du mal eben dort vorbei und spendest ein wenig Wärme, um unsere ABDA aus der Winterstarre zu befreien. Da sollen alle Rabatte wegfallen und man hört gar so wenig aus den heiligen Hallen. Denn: Bitterkalt ist's draußen für uns Apotheker geworden, außer unseren lieben Kunden und der Barmer Krankenkasse scheint uns niemand so recht zu mögen. Krankenkassen und "Karl der Große" mit der Fliege, genannt Lauterbach, hetzen Magazinmacher von ZDF und ARD gegen uns auf, nur weil wir bei einigen wenigen Arzneimitteln ein paar Prozente an Rabatt bekommen haben. Dabei sollen wir doch auch Kaufleute sein und OTC-Arzneien günstig anbieten. Wie soll das gehen ohne Rabatte? Vor zwei Jahren hat man uns den Großhandelsrabatt fast ganz genommen, jetzt nimmt man uns die letzte Chance, kaufmännisch einzukaufen.

Wo soll das hinführen? Da frage ich mich: Sollen wir so still und heimlich verstaatlicht werden? Oder will unser Kollege (?) aus Bremen, Du weißt schon, der mit dem glaesernen Namen, nur seine Frustgefühle ausleben und 6000 unserer kleinen Apotheken platt machen? Ich bitte dich, liebes Christkind, schenk dem Bremer Apotheker-Professor doch eine Apotheke, damit er nicht mehr so neidisch auf seine Kollegen schauen muss. Dann kann er dort auch endlich mal seine weltfremden Stiftung-Warentest-Beratungsschemata an die Kunden ranschwätzen und sehen, wie die Praxis läuft. Und als Apothekenleiter wird er im Geld schwimmen und golfen können, so, wie er es von seinen Kollegen annimmt.

Er wird sich umschauen! Die Kosten steigen ständig. Im nächsten Jahr muss ich für viel Geld meine EDV aufrüsten, damit Ullas Gesundheitskarte so richtig rund läuft, wenn sie denn kommt. Die Karte. Ulla ist ja noch immer da. Leider. Wenn Du das schon nicht ändern konntest, vielleicht hilfst Du mir wenigstens, eine zweite Filiale zu finden. Das könnte mir gefallen. Ich versprech' Dir, ich lass die Sache mit den Proll-Talern, und statt Fünf-Euro-Gutscheinen geb' ich nur noch Schokotaler aus.

Du könntest dann auch dafür sorgen, dass meine lieben Kollegen, die so gerne kleiner Großhändler spielen und Pfizer- und andere Arzneien nach England oder sonst wohin verschachern und so den Markt verknappen, das endlich lassen. Ich kann nicht mehr liefern, Pfizer will amerikanische Sitten in Deutschland einführen – das kann's doch nicht sein. Funk doch da mal dazwischen.

Jetzt hoffe ich, dass du meine kleinen Wünsche erfüllst – ich werde auch mein Glaubensbekenntnis zur Homöopathie ablegen, versprochen.

Dein Apothekerlein Peter

PS: Bekomm ich für meinen Wunschzettel auch einen Punkt?

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