Kommentar

Keine Rabatte für OTC - eine Falle?

Nach Veröffentlichung der Pläne für ein Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) fragten zahlreiche Kolleginnen und Kollegen bei uns an, ob das denn seine Richtigkeit habe, was die Politik da vorhabe: Aus für Rabatte und andere Zuwendungen beim Einkauf auch von OTC-Arzneimitteln. Ja, dieser Passus steht sinngemäß so im Gesetzentwurf. Er trägt deutlich die Handschrift der SPD und wurde an der CDU/CSU vorbeigemogelt.

Keine Wirtschaftlichkeitsrabatte beim Einkauf von OTCs - das muss uns empören, das können wir nicht hinnehmen! Wenn der Apotheker nicht einmal mehr im OTC-Bereich, dessen Preise mit dem GKV-Modernisierungsgesetz ausdrücklich für frei kalkulierbar erklärt wurden, die wenigen Einkaufsvorteile, die es überhaupt noch gibt, nutzen kann, dann kommt das für mich schon sehr nahe an eine staatliche Überreglementierung ran. Wir verstehen den tiefen Sinn des Verbots eines wirtschaftlichen Einkaufs von OTC-Arzneimitteln nicht, erst recht nicht, wenn von Seiten des Ministeriums sogar beklagt wird, dass in diesem Segment kein Preiswettbewerb stattgefunden hat.

Glaubt denn das Ministerium im Ernst, dass bei Verbot von Rabatten und Einkaufsvorteilen irgendein Apotheker noch Lust hat geschweige denn die betriebswirtschaftliche Möglichkeit, OTC-Präparate günstiger als den empfohlenen Verkaufspreis abzugeben oder Wettbewerb damit zu machen? Ich frage mich, wer sich solche unsinnigen Gesetzesformulierungen ausdenken kann. Oder spielen auch hier Neidgedanken und Missgunst gegenüber dem Apotheker eine Rolle?

Oder - mal ganz anders gedacht - wird hier hinterlistig eine Falle für Apotheker vorbereitet? Eine Falle dergestalt, dass wir mit unserer Empörung und unseren Rufen nach Einkaufsmöglichkeiten im OTC-Bereich als Kaufleute vorgeführt werden sollen. Vielleicht wartet das Ministerium geradezu darauf, dass wir den OTC-Bereich mit kaufmännischen Augen sehen, um dann zum großen Gegenschlag anzusetzen: Wenn es denn die Apotheker bisher nicht geschafft haben, der Bevölkerung trotz freier OTC-Preise und trotz vieler Einkaufsvorteile günstige Arzneimittel anzubieten und sich auf einen lebhaften Wettbewerb damit einzulassen, andererseits die Apotheker aber jetzt gegen ein drohendes Rabattverbot beim OTC-Einkauf wettern, dann werden kurzerhand alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel aus der Apothekenpflicht entlassen und in den Massmarket gegeben. Bedenken zur Arzneimittelsicherheit werden mit Verweis auf andere Länder, wo OTCs frei sind, abgetan. Also, alles nur dumm formuliert oder heimtückische Absicht?

Peter Ditzel

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