Generikahersteller: Ratiopharm-Führung wird ausgewechselt

ULM (diz). Überraschend wechselt der Ulmer Generikahersteller Ratiopharm seine Führung aus. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Claudio Albrecht, musste am vergangenen Donnerstag im Beisein von Rechtsanwälten sein Büro räumen. Freigestellt wurde auch der Finanz-Geschäftsführer Peter Prock. Die Leitung von Ratiopharm übernimmt nun Philipp Daniel Merckle, Vertreter der Eigentümerfamilie.

Als Trennungsgrund von Albrecht wird "die nachhaltige Disharmonie im Verständnis von Führungsfragen" angegeben. Dass die Berichterstattung des Magazins "Stern" über mögliche aggressive Vertriebspraktiken des Unternehmens das Zünglein an der Waage für die Freistellung Albrechts gewesen sein könnte, hat die Familie Merckle zurückgewiesen.

Ratiopharm soll wie der Stern berichtete, Ärzte für die Verordnung von Ratiopharm-Produkten bezahlt haben, angeprangert wurden auch die Naturalrabatt-Aktionen für Apotheken. Ratiopharm wehrte sich gegen diese Anschuldigungen mit dem Vorwurf der mutwilligen Rufschädigung und reichte Klage ein.

Wie aus dem FAZ-Bericht hervorgeht, führte Albrecht bereits fünf Jahre das Ulmer Unternehmen, erst im Frühjahr war sein Vertrag um drei Jahre verlängert worden. Doch in einem Familienunternehmen können Änderungen sehr schnell gehen, wenn der Familienrat sich einig ist, wie in diesem Fall, so die FAZ. Der Führungsstil Albrechts sei allzu autoritär und selbstbezogen gewesen, wie Stimmen aus dem Umfeld der Familie angedeutet haben sollen.

Jetzt sitzt der 39-jährige Spross der Milliardärsfamilie, Philipp Daniel Merckle, Gesellschafter und Eigentümer, selbst auf dem Chefsessel. Bereits seit dem 1. August ist ist er auf Gesellschafterseite für die Merckle-Pharmagruppe und somit für Ratiopharm verantwortlich. Sein Vater, Adolf Merckle, hatte 1974 Ratiopharm gegründet.

Unter Albrecht stieg Ratiopharm zum Marktführer der Generikahersteller in Deutschland auf. Philipp Daniel Merckle wolle einen anderen Führungsstil im Unternehmen durchsetzen. Er möchte nicht so weiter wie bisher, heißt es in dem FAZ-Bericht. "Für mich als Unternehmer muss es ein übergeordnetes Motiv geben: nicht nur das Geld", hat er vor einer Mitarbeiterversammlung erklärt. Der Vater von fünf Kindern spreche von einem Unternehmen als einer "Menschengemeinschaft".

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