Kommentar

Vorschlag aus Absurdistan

Die Krankenkassen, setzen dazu an, die Apothekenlandschaft auszudünnen und Apotheken in den Ruin zu treiben. Geht es nach ihren Forderungen, soll der Packungszuschlag von 8,10 Euro um 2 Euro gekürzt werden. Der Rabatt von 2 Euro soll zusätzlich gewährt werden. Im Klartext heißt dies, dass die Apotheke für jedes zu Lasten der Kasse abgegebenes Arzneimittel nur noch 4,10 Euro erhalten soll. Oder anders ausgedrückt: Die Apotheke soll auf ein Viertel ihrer Einnahmen verzichten: ein Horror-Vorschlag aus Absurdistan.

Unglaublich, mit welcher Unverfrorenheit Rolf Stuppardt, Vorstandschef der Innungskrankenkassen, solche Forderungen in den Raum stellt. Damit nicht genug, auch die Rabatte, die die Apotheke von Herstellern erhält, reklamiert er für die Kassen. Als Begründung bringt er die haltlose Behauptung vor, Apotheker seien die Gewinner der Gesundheitsreform, die Apotheker müssten ihren Beitrag zur Gesundheitsreform leisten.

Der Öffentlichkeit werden solche Vorschläge plausibel gemacht mit Drohungen, die Beiträge müssten 2006 steigen. Als Ursachen nennt er die dramatisch ansteigenden Arzneimittelausgaben: Zum einen verschrieben die Ärzte zuviel Me-too-Präparate, zum andern verdienten die Apotheken zuviel am Arzneimittel - siehe oben. Wieder einmal mehr werden die Arzneimittelkosten als Kostentreiber im Gesundheitswesen angeprangert.

Haben die Krankenkassen vergessen, was Apotheken bisher für die Gesundheitsreform geleistet haben? Oder anders gefragt: Haben wir unsere Beiträge zu den Einsparungen nicht ausreichend dargestellt? Jüngstes Beispiel: unser Verzicht auf 400 Mio. Euro, die uns gesetzlich zustanden aufgrund der Rückgänge bei den verordneten Packungszahlen. Weitere Einkommensverluste von 25 Prozent sind für viele Apotheken nicht hinnehmbar, zumal die Anforderungen an die Apotheken (Personal, Beratung) ständig steigen - allein die Hard- und Softwareaufrüstung für die Einführung der Gesundheitskarte erfordert teure Investitionen.

Statt die Apotheken in den Ruin zu treiben, könnten die Kassen bereits heute mehr als eine Milliarde an Einsparungen verwirklichen: Sie sollten den derzeitigen Betrug mit Versichertenkarten verhindern. Mittlerweile gibt es bereits einen kriminellen Handel mit diesen Karten. Wenn der Arzt die Pflicht hätte, bei Vorlage der Versichertenkarte auch den Personalausweis zu verlangen, wäre dieses Problem sofort aus der Welt. Warum fordern dies die Kassen nicht? Warum werden hier die Gelder der Versicherten vergeudet?

Peter Ditzel

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