Studie des Fritz Beske Instituts: Krankenkassenbeiträge steigen weiter

BERLIN (ks). Der medizinische Fortschritt wird nach einer aktuellen Studie des Fritz Beske Instituts für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) weiter steigen lassen. Nach der am 28. September in Berlin vorgestellten Studie ist bei einer jährlichen Ausgabensteigerung von 1 Prozent infolge des medizinischen Fortschritts mit einer Verdopplung des heutigen Beitragssatzes von 14,2 Prozent bis 2050 zu rechnen. Bei einer Ausgabensteigerung von 2 Prozent gar mit einer Verdreifachung. Ein Beitragssatz von 44 Prozent wäre dann denkbar.

Bevölkerungsstruktur als Ursache

Selbst wenn es durch den medizinischen Fortschritt nicht zu einer Kostensteigerung kommen würde, prognostiziert Professor Fritz Beske in seiner Studie eine Erhöhung des Beitragssatzes auf etwa 18 Prozent im Jahr 2050. Dafür werde bereits die Veränderung der Bevölkerungsstruktur mit immer mehr Älteren und immer weniger Jüngeren führen.

Das IGSF will mit seiner Studie darauf aufmerksam machen, dass es schon heute eine Reihe von Finanzierungs- und Versorgungsdefiziten im Gesundheitswesen gibt. So bestünden beispielsweise Defizite im Bereich der Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen.

Aber auch die nicht leistungsgerechte Vergütung der Vertragsärzte nennt die Studie. Gerade dies sei ein wesentlicher Grund für nachlassende Investitionen in moderne Medizintechnik, für Entlassungen von Praxispersonal sowie für Berufsunzufriedenheit und dadurch Nachwuchsmangel bei den niedergelassenen Ärzten, erläuterte Beske.

Beske: Realitäten anerkennen und handeln

Beske betonte, dass es sich bei der Studie um eine analytische wissenschaftliche Arbeit handle, die die bestehende Situation aufzeige. Für die künftige Gesundheitspolitik sei es notwendig, einen Konsens über diese Grunddaten zu erzielen. Je treffender die Situation analysiert ist, desto deutlicher zeigten sich auch die Handlungsoptionen.

Beske: "Wichtig ist jetzt, dass die Politik jede Schönfärberei der Situation und der vorhersehbaren Entwicklung aufgibt und die harte Realität anerkennt. Gehandelt werden muss nicht morgen, gehandelt werden muss heute." Dabei sei es letztlich egal, ob die Beitragssätze in den kommenden 45 Jahren auf 30, 40 oder 45 Prozent klettern.

AOK: Nicht in paralytische Starre verfallen

AOK-Chef Dr. Hans Jürgen Ahrens sieht zwar nicht so pessimistisch in die Zukunft wie Beske - aber auch er schreibt der Studie eine "Signalwirkung" zu. Auf keinen Fall dürfe man nun in eine "paralytische Starre" verfallen. Gerade die Selbstverwaltung sei gefordert, der bevorstehenden Entwicklung entgegenzusteuern. Es reiche nicht, nur nach der Politik zu rufen. Ahrens zufolge muss man sich von dem Gedanken verabschieden, die GKV könne alles bezahlen, was neu ist. Der GKV-Leistungskatalog müsse genau überprüft werden. Im G-BA müsse man darüber reden, was überflüssig ist und gestrichen werden kann, sagte der AOK-Chef.

BMGS: Horrorszenario

Der Sprecher des Bundessozialministeriums, Klaus Vater, wies die Studie als "Horrorszenario" zurück. Der Gesetzgeber habe mit dem GKV-Modernisierungsgesetz bewiesen, dass er in der Lage ist, im Bereich der Gesundheitsversorgung Einsparungen zu realisieren und gleichzeitig für mehr Qualität und Wettbewerb zu sorgen. Vater wies zudem darauf hin, dass nicht alles, was als Fortschritt verkauft wird, auch wirklich ein Fortschritt sei. Die Studie habe daher einen "ausgesprochen geringen Bezug zur Realität."

Die Studie "Finanzierungsdefizite in der Gesetzlichen Krankenversicherung - Prognose 2005 - 2050" ist als 105. Band der IGSF-Schriftenreihe erschienen. Er kann gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro zzgl. Versandkosten beim IGSF Kiel angefordert werden. Tel.: (0431) 80 06 00, E-Mail: info@igsf-stiftung.de.

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