Gesetzliche Krankenversicherung: KKH-Chef: "Wir können nicht jedes Medikament z

STUTTGART (ks). Der Vorstandsvorsitzende der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit, hat der Politik vorgeworfen, vor der Pharmalobby zu kapitulieren. Um den steigenden Arzneimittelausgaben wirksam zu begegnen, müsse eine konsequente Kosten-Nutzen-Abwägung stattfinden. Auch eine Liste, die bestimmt welche Medikamente zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnet werden dürfen, sähe Kailuweit gerne eingeführt.

In einem Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten" (Ausgabe vom 16. September) erklärte der KKH-Chef, es gebe für die Kassen "überhaupt kein wirksames Mittel", die Ausgabenexplosion bei den Arzneimitteln in den Griff zu bekommen. Zwar behaupte die Bundesregierung, dass die Selbstverwaltung der Ärzte und Kassen alle Möglichkeiten dazu in der Hand hielte. Doch Rabattvereinbarungen und Festbeträge hätten angesichts des gesamten Ausgabenvolumens "kaum Auswirkungen", so Kailuweit. Es sei daher wichtig, dass sich die Regierung entscheide: Wenn es ihr tatsächlich darum gehe, die Gesundheitskosten zu senken, so dürfte sie auch nicht jedes Mal einknicken, sobald die Pharmahersteller erklären, dass Arbeitsplätze bedroht sind.

Kostenbewusstsein stärken

Man müsse sich fragen, so Kailuwiet, ob weiterhin jedes Arzneimittel, das die Pharmaindustrie durch die Zulassung bringt, automatisch von der GKV übernommen werde sollte. Kosten und Nutzen müssten gegeneinander abgewogen werden. Ärzte und Versicherte kann man dem KKH-Chef zufolge intelligent an dieser Abwägung beteiligen: "Es muss ein Bewusstsein dafür entstehen, Medikamente sparsam zu verordnen beziehungsweise nachzufragen. Für Ärzte wäre eine Bonus-Malus-Regelung vorstellbar, für Versicherte eine belohnende Entlastung bei den Zuzahlungen, wenn günstige Medikamente ausgewählt werden."

Positiv- und Negativlisten helfen

Weiterhin schlug Kailuweit vor, aus dem vorhandenen Potenzial von 25.000 Arzneimitteln die Medikamente auszuwählen, die für die Versorgung der Patienten wirklich gebraucht werden. Alles andere sei "nettes, aber verzichtbares Beiwerk ohne wissenschaftlich gesicherten Mehrnutzen, aber mit Mehrkosten in Milliardenhöhe für die Kassen".

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