Randnotitz

Für die letzten Wochen und Tage

Wer schwerstkranke Angehörige in den letzten Monaten, Wochen und Tagen ihres Lebens begleitet hat, weiß, was es heißt, in Würde, mit guter Versorgung und Betreuung sterben zu können. Noch längst wird dies in unserem Gesundheits- und Sozialsystem nicht allen Patienten zuteil, vermutlich nur einem kleinen Teil. Die Palliativmedizin - eine Medizin für das Krankheitsstadium, in dem keine Heilung, sondern nur noch Linderung möglich ist - ist in Deutschland erst seit den 90er Jahren ins Fachinteresse gerückt. Da sind mehr Initiativen gefragt.

Ein Beispiel für eine hervorragende Initiative wurde in der vergangenen Woche mit dem Preis "Rufzeichen Gesundheit", gestiftet von der Apothekenkundenzeitschrift "Apotheken Umschau", aus der Hand von Staatssekretär Theo Schröder ausgezeichnet: das Interdisziplinäre Zentrum für Palliativmedizin (IPZ) am Klinikum der Universität München. Ein multiprofessionelles Team um Professor Borasio hat hier ein Konzept ausgearbeitet, mit dem Schwerstkranke und sterbende Patienten auf der Palliativstation umfassend medizinisch und zusammen mit ihren Angehörigen auch psychosozial und spirituell betreut werden.

Damit nicht genug. Das IZP befasst sich auch in der Forschung mit der palliativen Krankenversorgung und gibt ihr Wissen über die Aus-, Fort- und Weiterbildung an die zusammenarbeitenden Berufsgruppen (verschiedene Fachärzte, Psychotherapeuten, Seelsorger, Sozialarbeiter) weiter. Das ist in dieser Form in Deutschland einmalig. Das IZP konnte sogar erreichen, dass die Palliativmedizin in die Ausbildung der Medizinstudenten in München aufgenommen wurde. Selbst das Fach Kommunikation steht im Lehrplan, damit ein Arzt die richtigen Worte bei der Betreuung von Schwerstkranken findet. (Bemerkung am Rande: das Fach Kommunikation in der universitären Ausbildung - man möchte sich dies auch für den Lehrplan von Pharmazeuten wünschen.)

Die Auszeichnung und das Bekanntmachen der Arbeit eines solchen Zentrums in der (Fach-)Öffentlichkeit kann dazu beitragen, dass auch der Hospiz- und Palliativ-Gedanke in unserer Gesellschaft weiter verbreitet und unterstützt wird. In einer Zeit, in der es immer mehr Singles auch im Alter gibt, in der Menschen einsam sterben, und in Zeiten der Diskussionen um Patientenverfügungen wird die Palliativmedizin immer wichtiger. Ich wünsche mir, dass noch sehr viele IZPs in Deutschland entstehen.

Peter Ditzel

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