Delphi-Studie: GKV-Versicherte wollen nicht auf Innovationen verzichten

BERLIN (ks). Die Mehrzahl der gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland ist der Auffassung, dass sich die Situation im Gesundheitswesen in den vergangenen Jahren verschlechtert hat. Die Politik müsse sich vornehmlich darum kümmern, die finanziellen Belastungen für Patienten und Beitragszahler zu senken. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Delphi-Studie "Nutzen, Kosten, Präferenzen - Wissen was der Bürger will".

Für die Studie, deren Ergebnisse am 15. Juni auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin vorgestellt wurden, befragte TNS-Emnid im Auftrag des Pharma-Unternehmens Janssen-Cilag 1064 wahlberechtigte GKV-Versicherte. Untersucht wurde unter anderem, wie ausgewählte GKV-Leistungen bewertet werden und ob die Versicherten bereit sind, für eine Beitragsreduktion auf bestimmte Leistungen zu verzichten.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Versicherten vor allem großen Wert auf die freie Arztwahl legen. Sie würden diese nur aufgeben, wenn der Beitragssatz dafür im Schnitt um 17,6 Prozent (260 Euro/Jahr) gesenkt würde. Vor allem sind Menschen, die kürzlich in stationärer Behandlung waren, hier nicht zum Verzicht bereit. Medizinische

Innovationen haben ebenfalls einen hohen Stellenwert: Würden diese erst zwei Jahre später zur Verfügung gestellt, müssten die Versicherten mit einer Beitragssatzsenkung von 8,4 Prozent (125 Euro/Jahr) gelockt werden. Im Gegenzug würden die Befragten sogar eine Beitragserhöhung in gleicher Höhe akzeptieren, wenn ihnen die neuartigen Behandlungsmethoden und Medikamente schon früher als bisher zur Verfügung stünden - nämlich sobald sie in einem anderen europäischen Land, den USA, Kanada oder Japan zugelassen sind.

Auch kleine Fortschritte gefragt

Gefragt wurde auch, wie die Versicherten den Zusatznutzen von therapeutischen Verbesserungen beurteilen. Dabei sollten sich die Befragten auch dazu äußern, ob diese Fortschritte von der GKV oder privat getragen werden sollten. Die Antworten fielen differenziert aus: Kann das verbesserte neue Medikament, das sonst einem anderen, billigeren Arzneimittel gleicht, die Nebenwirkung eines Nierenschadens verhindern, so sind nur rund 17 Prozent der Befragten dafür, die Mehrkosten für dieses Präparat aus eigener Tasche zu zahlen.

Bei der Nebenwirkung Kopfschmerzen sind es bereits 26 Prozent, die nicht die GKV für diese Kosten aufkommen lassen will. Besteht die Gefahr einer Gewichtszunahme, ist ein gutes Drittel dieser Ansicht. Kann das neue Arzneimittel die tägliche Einnahme von drei auf eine Gabe reduzieren, sprechen sich 47 Prozent der chronisch Kranken und 59 Prozent der übrigen Befragen für eine private Kostenübernahme aus.

Nur 10% glauben an sinkende Beiträge

In einem dritten Fragenkomplex ging es um die Ziele, die in der Gesundheitspolitik Priorität haben sollten. Vorgegeben wurden zehn Ziele, die in eine Rangfolge gebracht werden sollten. An die erste Stelle gelangte die Forderung, die finanzielle Belastung für Patienten zu senken. Auf Platz zwei folgt die Entlastung der Beitragszahler. Die Qualität der medizinischen Versorgung zu erhöhen, wurde als drittwichtigstes Ziel eingestuft. Dass die Kassenbeiträge tatsächlich gesenkt werden, erwarten allerdings nur 10,4 Prozent der Befragen. Am wenigsten wichtig ist den Versicherten, dass ihnen Wahlmöglichkeiten eingeräumt werden.

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