Kommentar

Draufgelegt, aber...

Die Hetzjagd auf die Apotheker hat ein Ende. Die Neidkampagne der letzten Tage gegen unseren Beruf war schier unerträglich. Am vergangenen Freitagvormittag lag - auf Druck der Gesundheitsministerin und rechtzeitig vor der rot-grünen Schicksalswahl in Nordrhein-Westfalen - die Einigung zwischen Krankenkassen und Apothekern auf dem Tisch. Über eine Rabattabsenkung um 15 Cent pro Packung vom 1. Juli bis 31. Dezember erhalten die Apotheken knapp 40 Mio. Euro in diesem Jahr zurück. Und für die kommenden drei Jahre wird der Rabatt an die Krankenkassen auf 2 Euro eingefroren. Hier wird unterstellt, dass in den nächsten Jahren die Packungszahlen steigen und daher auf die Apotheker eine "Anpassung", sprich Erhöhung des Rabatts zugekommen wäre, die damit nun nicht erfolgt.

Wie viel wir von den restlichen uns eigentlich zustehenden knapp 200 Millionen zurückbekommen - das vermag heute natürlich niemand zu sagen. Es ist ein Kompromiss, das Gefühl, finanziell draufgelegt zu haben, bleibt. Immerhin, das Hickhack um die Mehrwertsteuer beim Herstellerrabatt ist auch vom Tisch. Andererseits, welche Alternativen hätten wir gehabt? Genau genommen: keine. Natürlich hätte sich der Deutsche Apothekerverband weigern können, gebracht hätte es letztendlich wenig. Die Politik sitzt da am längeren Hebel.

Es war ja auch allzu gut eingefädelt: Geschickt losgetreten am Pfingstsonntag in der Bild am Sonntag, nachgelegt von der Ministerin am Pfingstmontag kumulierte die Auseinandersetzung über die Nachforderungen Mitte letzter Woche. Umfragen in der Bevölkerung zeigten, dass die Medien, die in aller Regel die für Außenstehende komplizierten Zusammenhänge falsch oder missverständlich dargestellt hatten, "ganze Arbeit" geleistet hatten: 85% (!) der Befragten sprachen sich dafür aus, dass die Apotheker auf die Nachforderung ganz verzichten sollten!

Der "geldgierige Apotheker", der "Gewinner der Gesundheitsreform" in einer Zeit, in der alle sparen müssen, wo Kämpfe um 10 Euro Praxisgebühr toben - das war ein gefundenes Fressen für die Boulevardmedien. Damit lässt sich Stimmung machen, da fragt auch keiner, ob Gesetze gebrochen und gebeugt werden. Fazit: Wir hatten keine andere Wahl, als dem Kompromiss zuzustimmen.

Nur eine Frage treibt mich doch noch um: Dass wir mit einer Nachzahlung rechnen können, war schon im letzten Herbst bekannt. Warum hat die ABDA hier nicht strategisch vorgebaut oder Alternativen angeboten, z. B. Rabattabsenkung bereits ab Januar 2005? War man zu sehr mit sich selbst beschäftigt?

Peter Ditzel

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