Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: US-Politiker

BERLIN (ks). Erst vor wenigen Wochen hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) seine Räume in Köln bezogen. Nun geht es an die Bearbeitung der ersten 35 Aufträge - 21 davon betreffen Arzneimittelbewertungen. Auch wenn noch keine Prüfergebnisse vorliegen: US-amerikanische Gesundheitspolitiker zeigen bereits großes Interesse an der Arbeit des neu geschaffenen Instituts. Sie sind auf der Suche nach einem Verfahren, mit dem die Erstattung von Arzneimitteln im Rahmen des Gesundheitsdienstes "Medicare" geregelt werden kann.

Gemeinsam mit dem Chef des britischen "National Institute for Clinical Evidence" (NICE) und dem Leiter des kanadischen "Institute for Clinical Evaluative Sciences" war der IQWiG-Chef Peter Sawicki im April zu einem Experten-Hearing in die USA geladen. Ein Bündnis von Kongress-Abgeordneten wollte sich über die Arbeit der Institute informieren. Schon der Umstand, dass überhaupt Rat aus dem Ausland eingeholt wird, ist für die USA ungewöhnlich, betonte Sawicki bei einem Pressegespräch am 27. April in Berlin. Doch die US-Politiker stehen vor einem Problem: Sie fürchten, dass die Arzneimittelausgaben des steuerfinanzierten "Medicare"-Dienstes in den Jahren 2007 bis 2016 um 700 Mrd. Dollar ansteigen werden. Hintergrund dieser Schätzung ist die noch unter Präsident Bill Clinton auf den Weg gebrachte Teil-Reform der Krankheitsversorgung für alte Menschen: Sie soll künftig auch die bislang ausgesparten Arzneimittel erstatten. Bislang entscheiden Patienten und Ärzten individuell, was verordnet wird - Geld spielt da oft keine Rolle.

Gesucht wird daher nach einem System, mit dem der Medikamentenverbrauch gesteuert werden kann. Während die Methode der Evidence Based Medicine in den USA nicht umstritten ist, stellt sich die Frage, wer nach welchem Verfahren entscheiden soll. Die Amerikaner wünschen sich offenbar einen möglichst unabhängigen Entscheider, der kein eigenes Interesse hat, im System Geld zu verdienen. Sawicki erklärte, es habe ihn selbst überrascht, wie viel Zustimmung die US-Politiker der kaum begonnenen Arbeit des IQWiG entgegenbrachten: "Sie waren wohl ein bisschen ungläubig, ob ich nicht aufgeschnitten habe". Die Nachteile des kanadischen und britischen Verfahrens sieht auch Sawicki: Ungünstig bei NICE sei, dass der Staat die Entscheidungskompetenz über die medizinischen Inhalte habe. Und in Kanada finde die Evaluation medizinischer Maßnahmen unter der Prämisse der Einhaltung von Budgetgrenzen statt.

Nach seiner USA-Reise ist Sawicki umso überzeugter vom deutschen System: "Das IQWiG bewertet nach rein wissenschaftlichen Kriterien den Patientennutzen, der Gemeinsame Bundesausschuss entscheidet, was die Solidargemeinschaft finanziell trägt und was nicht und das Bundesgesundheitsministerium führt eine Rechtsaufsicht." Er hat sich viel vorgenommen: Im Sommer sollen die ersten Anhörungen stattfinden, im Herbst die ersten Bewertungsergebnisse präsentiert werden. Bis zum Jahresende soll auch eine Bewertung der bei den sieben größten Volkskrankheiten eingesetzten Therapien erfolgen. Dass NICE in seinem sechsjährigen Bestehen nur knapp 90 Bewertungen vorgenommen hat, schreckt Sawicki nicht. Er verspricht sich von den Kooperationen mit externen Sachverständigen ein gutes Vorankommen.

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