Ein Jahr Patientenbeauftragte: Patienten wollen unabhängige Beratung

BERLIN (ks). Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung Helga Kühn-Mengel (SPD) und ihre Mitarbeiter haben 2004 viel zu tun gehabt: 11.000 Briefe, 10.000 E-Mails und noch viel mehr telefonische Anfragen erreichten das vor einem Jahr neu eingerichtete Büro im Bundesgesundheitsministerium. Dies berichtete die Tageszeitung "Die Welt" in ihrer Ausgabe vom 7. Januar. Kühn-Mengel sieht den Informationsbedarf der Bürger weiterhin wachsen.

Gefragt sei seriöse, kompetente und vor allem unabhängige Gesundheitsberatung: "Die Patienten dringen auf konkrete Informationen", so Kühn-Mengel. Ein flächendeckendes Beratungsnetz "ohne bürokratischen Überbau" werde immer notwendiger. Bei den Anfragen an ihr Büro sei die Praxisgebühr inzwischen "kein Thema mehr", erklärte die Patientenbeauftragte. Sie glaubt nicht, dass die Gebühr ernsthaft Kranke von einem Arztbesuch abhalte. Möglich sei aber, dass manche Menschen jetzt darauf verzichten wegen einer Bagatelle zum Arzt zu gehen. Kühn-Mengel: "Fakt ist aber nach wie vor, dass die Deutschen so häufig wie in keinem anderen westlichen Land einen Arzt konsultieren, die Behandlungszeit aber nur halb so lang wie in anderen Ländern ist."

Als wichtigen Baustein zur Stärkung der Patientenrechte sieht Kühn-Mengel auch die elektronische Patientenkarte an. Sie ist überzeugt, dass Patienten die Vorteile dieser Karte schnell erkennen werden: "Jedes Jahr sterben in Deutschland noch immer mindestens 16.000 Patienten, weil verordnete Arzneimittel nicht zueinander passen", so Kühn-Mengel. Die elektronische Gesundheitskarte könne dazu beitragen, diese Zahl in Zukunft zu senken. Auch vom geplanten Präventionsgesetz verspricht sich die Patientenbeauftragte einiges. Dieses sieht vor, dass Gesundheitsaufklärung in Kindergärten, Schulen, Stadtteilen und am Arbeitsplatz stattfinden soll. Über solche niedrigschwelligen Angebote könnten viele Menschen erreicht werden, auch Migranten, so Kühn-Mengel. Am 21. Januar soll der Bundestag den lang erwarteten Entwurf für das Präventionsgesetz in der ersten Lesung beraten.

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