Arzneimittel und Therapie

Hormonersatztherapie: FDA warnt vor Demenzrisiko

Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) verlangt von den Herstellern von Präparaten zur Hormonersatztherapie, einen weiteren Warnhinweis in die Packungsbeilage aufzunehmen. Nach Auffassung der FDA erhöht die Kombination aus konjugierten Estrogenen plus Medroxyprogesteronacetat bei älteren Frauen das Risiko für Alzheimer und andere Formen der Demenz.

Grundlage für diese Forderung ist die WHIM-Studie (WHIMS, Womens Health Initiative Memory Study), ein Teil der größeren Womens Health Initiative (WHI)-Studie, deren Studienarm zur Untersuchung von Wirkungen einer Estrogen-Gestagen-Kombination auf das Herz-Kreislauf-System im Mai des Jahres 2002 wegen schwerer Nebenwirkungen in der Behandlungsgruppe (Thrombosen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Brustkrebs) vorzeitig abgebrochen wurde.

Hormonersatz erhöht das Demenz-Risiko

In diesem Studienarm, der 4532 Frauen im Alter über 65 Jahren aus der Womens Health Initiative umfasste, sollte untersucht werden, ob eine Hormonersatztherapie altersbedingten Gedächtnisleistungsstörungen oder Demenzen vorbeugt.

Die Ergebnisse dieser Studie, die im Journal of the American Medical Association im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, zeigen, dass die untersuchte Wirkstoffkombination nicht vor Gedächtnisleistungsstörungen schützt, vielmehr ist das Risiko für das Auftreten von Demenzen in dieser Altersgruppe erhöht und nimmt mit höherem Alter weiter zu:

Innerhalb der mittleren Studiendauer von 4,05 Jahren wurde eine Verschlechterung der Ergebnisse eines validierten Testinstruments (modifizierte Mini Mental State Examination) in der Hormongruppe im Vergleich zu Plazebo gefunden. Von 61 Frauen, bei denen eine "mögliche Demenz" diagnostiziert wurde, gehörten 40 der Hormon- und 21 der Plazebo-Gruppe an.

Die Daten beziehen sich auf die Wirkstoffkombination von konjugierten Estrogenen plus Medroxyprogesteronacetat, die in Deutschland wesentlich weniger häufig angewendet wird als in den USA, für andere Estrogen-Gestagen-Kombinationen und Verordnungen gibt es keine Studien von vergleichbarer Größe und Qualität über die Risiken einer längerfristigen Anwendung. Arzneimittel zur Hormonersatztherapie sind in Deutschland nicht zur Vorbeugung von Hirnleistungsstörungen bei Frauen im Alter zugelassen.

Literatur

FDA Updates Hormone Therapy Information for Post Menopausal Women, 10. Februar 2004. Rapp, S.; et al.: Effect of Estrogen Plus Progestin on Global Cognitive Function in Postmenopausal Women, The Womens Health Initiative Memory Study. J. Am. Med. Assoc. 289, 2663 – 2672 (2003). Shumaker, S.A.; et al.: Estrogen Plus Progestin and the Incidence of Dementia and Mild Cognitive Impairment in Postmenopausal Women The Womens Health Initiative Memory Study. J. Am. Med. Assoc. 289, 2651 – 2662 (2003). ck

Zum Weiterlesen: Estrogen/Gestagen-Kombination bietet keinen Schutz vor Hirnleistungsstörungen DAZ 2003, Nr. 25, S. 43 – 44. www.deutsche-apotheker-zeitung.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.