Arzneimittel und Therapie

Bipolarstörungen: Risperidon zur Therapie der akuten Manie

"Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" Ų das ist der Zustand, der Menschen mit einer bipolaren Störung zu schaffen macht. Viele kommen auf Dauer nicht mit ihrer Krankheit zurecht, gegenüber der Normalbevölkerung ist das Suizidrisiko bei Bipolarpatienten um das 30fache erhöht. Eine frühzeitige Diagnose und effektive Therapie sind der Schlüssel, um dieses Risiko zu senken. Mit dem atypischen Neuroleptikum Risperidon (Risperdal®) steht seit Anfang Dezember 2003 eine neue Substanz für die Behandlung der akuten Manie bei Bipolarstörungen zur Verfügung.

Der Zusammenhang zwischen manischen Zuständen und Depressionen wurde schon vor 2000 Jahren beschrieben. Heutzutage werden diese Formen von manisch-depressiven Stimmungsschwankungen unter dem Begriff "bipolare Störungen" zusammengefasst. Sie gehören zu den häufigsten psychischen Leiden überhaupt. Berücksichtigt man das gesamte Spektrum bipolarer Erkrankungen, sind in Deutschland ca. vier Millionen Menschen betroffen. Laut einem Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehören bipolare Störungen zu den zehn Erkrankungsbildern, die weltweit am häufigsten zu andauernder Behinderung führen.

Der Weg zur richtigen Diagnose ist meist lang

Die Krankheit wird von den Betroffenen oft tabuisiert. Angehörige sind häufig überfordert, schotten sich und den Patienten von der Umwelt ab; Scham und falsches Mitleid prägen vielfach den Alltag von bipolar Erkrankten. Nur 30 Prozent der betroffenen Patienten finden den Weg zum Hausarzt, nur zehn Prozent kommen zum Nervenarzt.

Dies ist ein Grund dafür, dass bipolare Störungen meist erst spät erkannt werden. Ein anderer liegt in der Krankheit selbst begründet. Denn der Zustand "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" spiegelt nur den dramatischen Höhepunkt, nicht aber den typischen Verlauf der Erkrankung wider. Dieser ist bei der Mehrzahl der Patienten durch sich oft lang hinziehende Depressionen oder eine beständige unterschwellige Unausgeglichenheit der Stimmungslage charakterisiert. Entsprechend wird bei vielen Betroffenen zunächst nur der depressive Anteil der Erkrankung behandelt, die manischen Episoden jedoch vernachlässigt.

Therapie der Manie: Haloperidol als Standard

Die akute Manie kann sich als euphorische, dysphorische, psychotische Manie oder als eine Mischform präsentieren. Bei der Therapie versucht man diese verschiedenen Subtypen zu berücksichtigen. Das klassische Mittel zur Behandlung der akuten euphorischen Manie ist Lithium.

Je nach Art und Ausmaß der Symptomatik wird Lithium entweder mit einem Sedativum (Benzodiazepine) oder – bei psychotischen Symptomen – mit einem Neuroleptikum kombiniert. Als klinischer Standard gilt Haloperidol. Bei den anderen Manieformen wirkt Lithium nur eingeschränkt. Hier versprechen atypische Neuroleptika ein breiteres Wirkspektrum.

Risperidon: Als Monotherapie wirksam und verträglich

Ein derartiges atypisches Neuroleptikum, das seit Dezember 2003 für die Therapie der akuten Manie zur Verfügung steht, ist Risperidon (Risperdal®). Risperidon wird bereits seit zehn Jahren zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt. Grundlage für die Zulassungserweiterung waren drei doppelblinde plazebokontrollierte Monotherapiestudien an knapp 1000 Bipolar I-Patienten.

In diesen Studien ließ sich mit Risperidon in Tagesdosen zwischen 1 und 6 mg der Wert auf der Young Mania Rating Scale (YMRS) als Maß für die Schwere der Manie signifikant und vor allem rasch senken. So konnte in einer der Studien mit 262 Patienten bereits nach drei Tagen eine deutliche Verminderung der Maniesymptome beobachtet werden. Der Effekt hielt über drei Wochen an und war auch in den anschließenden Follow-up-Phasen über weitere neun Wochen nachweisbar. Im direkten Vergleich mit Haloperidol war Risperidon zwar tendenziell, jedoch nicht signifikant wirksamer. Allerdings war es besser verträglich. So traten unter Haloperidol deutlich mehr extrapyramidale Störungen auf. Auch Hyperkinesien waren unter Risperidon seltener.

Auch als Kombipartner geeignet

Neben der Monotherapie eignet sich Risperidon auch für die Kombinationstherapie von Manien. Wurde das atypische Neuroleptikum in Studien als Add-on-Therapie zu Stimmungsstabilisatoren wie Lithium oder Valproinsäure gegeben, war es vergleichbar wirksam wie Haloperidol und trug zu einer Verbesserung der Symptomatik bei. Der Vorteil von Risperidon gegenüber Haloperidol zeigte sich auch in diesem Fall in einer geringeren Nebenwirkungsrate, insbesondere durch weniger extrapyramidale Störungen.

"Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" – das ist der Zustand, der Menschen mit einer bipolaren Störung zu schaffen macht. Viele kommen auf Dauer nicht mit ihrer Krankheit zurecht, gegenüber der Normalbevölkerung ist das Suizidrisiko bei Bipolarpatienten um das 30-fache erhöht. Mit dem atypischen Neuroleptikum Risperidon (Risperdal) steht seit Anfang Dezember 2003 eine neue Substanz für die Behandlung der akuten Manie bei Bipolarstörungen zur Verfügung.

Einteilung bipolarer Störungen

(laut der aktuellen Fassung des amerikanischen Diagnostic and Statistical Manual, DSM-IV)

  • Bipolar I: = eine manische oder gemischte Episode
  • Bipolar II: rezidivierende Depressionen mit Hypomanie und/oder zyklothymer Störung
  • Zyklothymia (zyklothyme Störung): über mindestens zwei Jahre bestehende Stimmungsschwankungen, die aber nie Schwere oder Zeitdauerkriterien einer Depression oder Manie erfüllen
  • Bipolare Störungen NNB: Es liegen manische oder hypomanische Episoden vor, eine Zuordnung zu einer anderen Kategorie ist aber nicht möglich (z. B. nur hypomanische Episoden ohne Depression oder Vollbild einer Manie)

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