Arzneimittel und Therapie

COPD: Welchen Wert haben Methylxanthine?

Einer jüngst veröffentlichten Meta-Analyse zufolge haben Methylxanthine bei einer akuten Verschlechterung der COPD keinen Benefit. Die wichtigsten Lungenfunktionsparameter konnten durch Theophyllin nicht positiv beeinflusst werden, auffallend waren hingegen die unerwünschten Wirkungen.

Leitlinien zur Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) empfehlen bei einer akuten Verschlechterung neben inhalativen Bronchodilatatoren zusätzlich oral oder intravenös Methylxanthine zu geben. Dieses Vorgehen folgt früheren Richtlinien britischer, amerikanischer und europäischer Thoraxgesellschaften, die Methylxanthine aufgrund ihrer bronchodilatatorischen, immunmodulatorischen und bronchoprotektiven Wirkung einsetzen.

Ob dieses Vorgehen tatsächlich sinnvoll ist, wird kontrovers diskutiert, da die bislang veröffentlichten Studien zum Einsatz von Methylxanthinen bei akuter COPD divergierende Ergebnisse zeigen. Zwar scheinen Methylxanthine bei der stabilen chronisch obstruktiven Lungenerkrankung einen moderaten Benefit aufzuweisen, bei einer akuten Verschlechterung ist dies allerdings nicht belegt. Um den Stellenwert von Methylxanthinen bei COPD besser beurteilen zu können, wurde eine Meta-Analyse von vier Studien zu diesem Thema durchgeführt.

Auswertung von vier randomisierten Studien

Eine Datenbankrecherche führte zu vier randomisierten Studien, in denen Methylxanthine gegen ein Plazebo bei einer akuten Exazerbation der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung verglichen wurden. Alle 169 Patienten mussten aufgrund akuter Beschwerden notfallmäßig behandelt werden. Dabei erhielten sie neben ihrer üblichen Medikation (Beta-2-Agonisten, Ipratropium, Antibiotika, Sauerstoff, Corticosteroiden) zusätzlich ein Methylxanthin (oral Theophyllin oder intravenös Aminophyllin) oder ein Plazebo.

Festgehalten wurden spirometrische Parameter wie das forcierte Exspirationsvolumen nach 2 Stunden und nach 3 Tagen, der klinische Verlauf (Krankenhauseinweisung, Dauer des Krankenhausaufenthaltes, Krankheitsrückfall),Veränderungen in einem vom Patienten geführten Symptom-Score sowie Nebenwirkungen der Therapie.

Kein Benefit durch Methylxanthine

Zwei Stunden nach Therapiebeginn zeigte sich bei dem forcierten Exspirationsvolumen (FEV1) in der Verum- und Plazebogruppe kein Unterschied. Nach drei Tagen war in der Methylxanthingruppe ein geringfügiger Anstieg des forcierten Exspirationsvolumens zu verzeichnen. Keine Unterschiede waren beim klinischen Verlauf sowie bei der vom Patienten beurteilten Symptomatik zu verzeichnen.

Methylxanthine führten statistisch signifikant häufiger zu unerwünschten Nebenwirkungen, vor allem zu Übelkeit und Erbrechen; nicht signifikant war das häufigere Auftreten von Tremor, Palpationen und Arrhythmien unter der Therapie mit Methylxanthinen.

Merksätze zur Therapie der COPD

  • Die Pharmakotherapie der COPD orientiert sich am klinischen Schweregrad und erfolgt nach einem Stufenschema.
  • Kurz- und langwirksame Beta-2-Mimetika, Anticholinergika und Theophyllin sind die primär anzuwendenden Bronchodilatatoren.
  • Inhalative Glucocorticoide haben nur bei Patienten mit höhergradig eingeschränkter Lungenfunktion einen Spareffekt.
  • Systemisch werden Steroide nur bei Exazerbationen und dann maximal zwei Wochen lang gegeben.
  • Antibiotika sollten nur bei einer durch einen bakteriellen Infekt verursachten Exazerbation eingesetzt werden.
  • Die potenziell schweren Nebenwirkungen der genannten Substanzgruppen und die Probleme einer richtigen Inhalationstherapie sind bei der Planung der Therapie zu berücksichtigen.

Quelle: Der Arzneimittelbrief Nr. 5, Mai 2001

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