Aus der Hochschule

Medizinische Chemie: Arzneistoffe in der Pipeline

Vom 24. bis 26. November 2004 fand in Tsukuba bei Tokyo ein internationales Symposium zur Medizinischen Chemie statt. In dem umfangreichen wissenschaftlichen Programm mit 13 Plenarvorträgen wurden viele aktuelle Projekte aus der industriellen Arzneistoffforschung vorgestellt.

In Tsukuba, das in den 1970er-Jahren als Wissenschaftsstadt gegründet wurde, unterhalten mehrere pharmazeutische Unternehmen wie Eisai, Fujisawa, Novartis und GlaxoSmithKline ihre Forschungszentren.

Besondere Highlights des Symposiums waren Statusberichte zu neusten Wirkstoffen in der Pipeline. Dr. Joseph Chan von GlaxoSmithKline stellte ein wasserlösliches Prodrug (GW 695634) des unlöslichen nicht-nukleosidischen Reverse-Transcriptase-Hemmers (NNRTI) GW 678248 mit Benzophenonpartialstruktur vor.

Dr. Jürgen Maibaum von Novartis informierte über den aktuellen Stand der Entwicklung des innovativen Renin-Inhibitors Aliskiren (SSP 100). Dessen Hemifumarat wird voraussichtlich als erster Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse die therapeutischen Möglichkeiten bei der Behandlung von Bluthochdruck erweitern.

Dr. Renpei Nagashima, Präsident des von mehreren Firmen gemeinschaftlich finanzierten Reverse Proteomics Research Institute (www.reprori.jp), berichtete über den Ansatz, cDNA-abgeleitete Proteine als neue Angriffspunkte für die Arzneistoffforschung zu identifizieren.

 

In Fortsetzung einer noch jungen Tradition zur Förderung des Austausches japanischer und deutscher Wissenschaftler wurde auch ein deutscher Hochschullehrer als Referent eingeladen: Prof. Dr. Andreas Link von der Universität Marburg gab einen Überblick über den Einsatz von polymergebundenen Carbonsäureäquivalenten in der diversitätsorientierten Parallelsynthese. Der Inhalt dieses Vortrags wird demnächst in Bioorganic and Medicinal Chemistry als Titelbeitrag erscheinen.

Es fanden auch Diskussion über die Zukunft der Apothekerausbildung und die Post-Doc-Ausbildung in Deutschland und Japan statt. In Japan wurde die universitäre pharmazeutische Ausbildung auf sechs Jahre verlängert. In Anbetracht der hohen Kosten für die Studierenden in Japan wird aber in inoffiziellem Konsens ein fünfjähriges Pharmaziestudium als zeitgemäß und vernünftig angesehen.

Prof. Dr. Andreas Link

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