Prisma

Nierenversagen durch Urintests vorbeugen

In Deutschland leben derzeit rund 60.000 Dialysepatienten. Bei etwa 15 Prozent davon hätte es nicht zu einem Nierenversagen kommen müssen, bei weiteren 30 bis 40 Prozent hätte es noch Jahre hinausgezögert werden können, wenn die zugrunde liegende Nierenerkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt worden wäre, so Prof. Dr. Manfred Weber. Er fordert flächendeckende Früherkennungsprogramme.

Fast alle Nierenerkrankungen, die letztlich zur Dialysepflichtigkeit führen, lassen sich bereits in einem frühen Stadium nachweisen: durch einen einfachen Urintest auf Eiweiß. "Kaum eine andere Erkrankung belastet die Betroffenen so sehr und ist gleichzeitig so einfach zu erkennen", sagt Weber, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Irreversible Schäden wären in vielen Fällen vermeidbar – etwa wenn Blutdruck und Blutzuckerspiegel konsequent im Normbereich gehalten würden. Denn neben genetischen und immunologischen Faktoren sind es vor allem hohe Blutdruck- und Blutzuckerwerte, die die Nieren schädigen. Entsprechend zählen Hochdruckpatienten und Zuckerkranke zu den Risikogruppen, für Nierenerkrankungen. Viele Hochdruckpatienten und Menschen mit Altersdiabetes wissen jedoch nichts von ihrer Krankheit und werden folglich auch nicht behandelt. Auch wird ein bereits diagnostizierter Bluthochdruck von den Betroffenen oft auf die leichte Schulter genommen.

"Viele Hochdruckpatienten sind bei der konsequenten Blutdruckeinstellung zu nachlässig", beobachtet Weber. Ein effektives Früherkennungsprogramm wäre seiner Ansicht nach immens wichtig und zudem einfach zu organisieren. Er möchte dafür neben den Ärzten auch die Apotheker miteinbeziehen. "Im Idealfall könnten die Patienten einen Eiweißtest samt Aufklärungsbroschüre in der Apotheke kaufen und ihren Urin zu Hause selbst untersuchen", so Weber.

Quelle: Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 9. 12. 2004

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