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Meeresschwämme als Krebsmittel der Zukunft?

Meeresschwämme besitzen Abwehrstoffe, die in Untersuchungen krebshemmende Eigenschaften gezeigt haben. Die Nutzung dieser Substanzen scheiterte bislang allerdings an ihrer geringen Verfügbarkeit. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemische Ökologie und des Instituts für Molekulare Biotechnologie haben nun jedoch einen Weg gefunden, die Wirkstoffe in größeren Mengen zu gewinnen.

Sesshafte Meeresschwämme setzen, ähnlich wie Pflanzen, chemische Abwehrstoffe zur Verteidigung gegen ihre Feinde ein. Diese Substanzen besitzen therapeutisch nutzbare Eigenschaften und gelten daher als wichtige Kandidaten für zukünftige Arzneimittel. Eine Entwicklung eines Wirkstoffs bis zur Produktreife war aufgrund der geringen Mengen, die aus den Schwämmen gewonnen werden können, bislang allerdings unmöglich. Einem Forscherteam um Jörn Piel ist es nun jedoch gelungen, die marinen Wirkstoffe auch bei symbiotisch lebenden Bakterien des Steinschwamms Theonella swinhoei nachzuweisen. Die mit der Untersuchung einhergehende Klonierung der entsprechenden bakteriellen Gene ermöglicht in Zukunft die Herstellung der Wirkstoffe im Großmaßstab.

In den Bakterien konnten die Wissenschaftler die chemischen Abwehrstoffe Onnamid A und Theopederine entdecken. Onnamide gehören zur Stoffgruppe der Polyketide, eine in marinen Wirbellosen wie etwa Schwämmen und Manteltieren besonders häufige und sonst nur aus Mikroorganismen und Pflanzen bekannte Wirkstoffklasse. Sowohl die Onnamide als auch die Theopederine sind stark zytotoxisch und kommen als zukünftige Krebstherapeutika in Frage. ral

Quelle: Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft, 23.11.2004

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