Arzneimittel und Therapie

Osteoporosetherapie: Bessere Compliance durch einmal monatliche Gabe

Bisphosphonate gehören zur Therapie der 1. Wahl bei postmenopausaler Osteoporose. Obwohl für Substanzen wie Alendronat oder Risedronat neben der einmal täglichen Gabe inzwischen auch eine einmal wöchentliche Applikation zugelassen ist, wird die Compliance noch als suboptimal eingeschätzt.

So haben beispielsweise groß angelegte Untersuchungen mit mehr als 2700 Patientinnen in den USA gezeigt, dass bereits zwölf Monate nach der Erstverordnung eines Bisphosphonats, das täglich eingenommen werden muss, 68% der Frauen die Behandlung abgebrochen hatten. Erfolgte die Einnahme wöchentlich, waren nach einem Jahr lediglich noch 44% compliant. Die regelmäßige Einnahme ist jedoch für den Therapieerfolg von entscheidender Bedeutung.

Bessere Compliance bei monatlicher Gabe erwartet

Eine größere Therapietreue verspricht man sich von einer monatlichen Gabe der Bisphosphonate. Die Firmen Hoffmann- La Roche AG und GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG haben im September dieses Jahres bei der Europäischen Zulassungsbehörde EMEA den Zulassungsantrag für eine Ibandronat-Monatstablette (vorgesehener Handelsname Bonviva®) zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose eingereicht. Mit der europäischen Zulassung wird Anfang 2006 gerechnet.

Hohe antiresorptive Potenz

Bisher wird Ibandronat (Bondronat®) bereits zur Therapie tumorinduzierter Hypercalcämie und bei Patientinnen mit Brustkrebs zur Prävention skelettbezogener Komplikationen eingesetzt, und zwar wegen seiner Fähigkeit, die Adhäsion von Tumorzellen an die Knochenmatrix zu unterdrücken. Weiterhin hemmt Ibandronat wie andere Bisphosphonate auch die Osteoklastentätigkeit und damit die Calciumfreisetzung aus den Knochen sowie den Knochenabbau. Aufgrund seiner chemischen Struktur – Ibandronat ist ein N-sustituiertes Aminobisphosphonat – besitzt der Wirkstoff eine hohe antiresorptive Potenz und ein sehr gutes Bindungspotenzial.

Gleiche Wirksamkeit wie bei täglicher Gabe

Ob eine monatliche Applikation von Ibandronat genauso wirksam und verträglich ist wie eine tägliche Gabe, wird derzeit in der auf zwei Jahre angelegten MOBILE-Studie (Monthly Oral iBandronate In LadiEs) geprüft. Es handelt sich dabei um eine randomisierte doppelblinde, multizentrische, parallele, "non-inferiority"-Studie, von der die Ein-Jahres-Ergebnisse inzwischen vorliegen. Sie zeigen eine relative Zunahme der Knochendichte (bone mineral density, BMD) im Bereich der Lendenwirbelsäule von 3,9% bei täglicher Einnahme von 50 mg Ibandronat und von 4,3, 4,1 bzw. 4,9% bei monatlicher Gabe (50 mg, 100 mg, 150 mg).

Damit waren die monatlichen Gaben der täglichen Applikation nicht unterlegen ("non-inferior"), eine monatliche Gabe von 150 mg war sogar der täglichen Gabe signifikant überlegen. In allen monatlichen Therapiearmen zeigten sich darüber hinaus im Bereich der Hüfte substanziellere BMD-Zunahmen als bei täglicher Gabe.

Studiendesign "MOBILE"

  • 1609 Frauen (55 bis 80 Jahre, = 5 Jahre nach Menopause) mit postmenopausaler Osteoporose
  • vier Behandlungsarme: 
    • 2,5 mg täglich Ibandronat oral 
    • 100 mg monatlich Ibandronat oral (aufgeteilt auf 2 Einzeldosen 50/50 mg an zwei aufeinander folgenden Tagen) 
    • 100 mg monatlich Ibandronat oral 
    • 150 mg monatlich Ibandronat oral
  • primärer Endpunkt: relative Änderung (in %) des BMD im Bereich der Lendenwirbelsäule nach zwölf Monaten

Gute Verträglichkeit nachgewiesen

Die Sicherheit und Verträglichkeit von Ibandronat wurde in den vier Studienarmen ebenfalls eingehend untersucht. Aus einer früheren Studie war bereits bekannt, dass eine tägliche Gabe von 2,5 mg Ibandronat genauso sicher und verträglich ist wie Plazebo. Die Ein-Jahres-Daten der MOBILE-Studie zeigen, dass alle monatlichen Therapieregime genauso sicher und verträglich sind wie die tägliche Gabe. Bei den im Laufe des ersten Studienjahres am häufigsten (= 5%) aufgetretenen Nebenwirkungen handelte es sich um Hypertension, Dyspepsie, Arthralgien, Rückenschmerzen, Übelkeit und Diarrhö. Die Inzidenz schwerer Nebenwirkungen war relativ gering, sie lag zwischen 4,8 und 7,8%. Noch niedriger war der Anteil der im Zusammenhang mit der Medikation stehenden schweren Nebenwirkungen (zwischen 0 und 0,5%). Die vier im Laufe der ersten zwölf Monate der Studie aufgetretenen Todesfälle standen in keinem kausalen Zusammenhang zur Ibandronat-Therapie.

Von besonderem Interesse waren gastrointestinale Nebenwirkungen wie z. B. Dyspepsie, Übelkeit und Bauchschmerzen. Bei Patientinnen, die in ihrer Krankheitsgeschichte bereits Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts durchgemacht hatten sowie bei denjenigen, die während der Studie NSAIDs erhielten, lag die Inzidenz gastrointestinaler Nebenwirkungen höher. Innerhalb dieser Patientengruppen waren diese Nebenwirkungen jedoch recht ausgewogen verteilt, ganz gleich welches Dosierungsregime angewendet worden war.

 

Abgabehinweise zu Bisphosphonaten

Zur optimalen Resorption und Verhinderung von Ösophagus-Komplikationen müssen orale Bisphosphonate

  • morgens nüchtern
  • in aufrechter Körperhaltung
  • mit einem Glas Leitungswasser eingenommen werden.

Danach sollte die Patientin noch 30 bis 60 Minuten nüchtern und in aufrechter Position verbleiben.

Dr. Claudia Bruhn, Berlin

Quelle
Prof. Dr. med. Felsenberg, Berlin; Dr. med. Siegfried Götte, Berlin: Pressekonferenz "Die Monatstablette: Ibandronat setzt neue Maßstäbe in der Osteoporosetherapie", im Rahmen des Deutschen Orthopädenkongresses, Berlin, 20. Oktober 2004, veranstaltet von der Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München.

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