Fortbildung

Allgemeinpharmazie: Bessere Betreuung der Patienten

Das Vorsymposium der Fachgruppe Allgemeinpharmazie auf der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) am 6. Oktober 2004 in Regensburg stand unter dem Thema "Strategien für die Apotheke der Zukunft".

Neue Versorgungsformen stehen zunehmend im Mittelpunkt, wenn es um die interdisziplinäre Patientenbetreuung geht. Um auch zukünftig am Gesundheitsmarkt teilnehmen zu können, sollten die Apotheker stärker mit anderen Anbietern kooperieren, so Prof. Dr. Marion Schaefer, die Vorsitzende der DPhG-Fachgruppe Allgemeinpharmazie.

Pharmazeutische Betreuung

Dr. Ulrike Birnbaum (Berlin) informierte über die Ergebnisse zweier Studien zur Pharmazeutischen Betreuung von Patienten mit Fettstoffwechselstörungen (LipoPharm) und Diabetes mellitus Typ 2 (DISA). Dabei konnte die öffentliche Apotheke einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung risikorelevanter Parameter leisten, vor allem sanken die Lipidwerte und der Blutdruck der Patienten signifikant. Ferner verbesserten die Patienten das Wissen über ihre Erkrankung, was die Compliance, die Eigenverantwortlichkeit und das Selbstmanagement förderte. Die Erfolge sind ein Argument für die bundesweite Etablierung des Hausapothekenmodells.

Über die Optimierung der Gebrauchsinformationen zu Arzneimitteln (Beipackzettel) berichtete Jörg Fuchs (Jena). Im Rahmen der PAINT-Studie (package insert test) konnte er nachweisen, dass die neu entwickelten Mustertexte deutlich übersichtlicher und verständlicher sind als die aktuellen Beipackzettel. Die teilnehmenden Patienten (n = 1105) konnten z. B. die Hinweise zur Dosierung oder zu Nebenwirkungen wesentlich schneller auffinden und besser verstehen.

Nils Keiner (Erfurt) präsentierte erste Ergebnisse einer Studie zur Pharmazeutischen Betreuung von 22 COPD-Patienten durch den Krankenhausapotheker: Die Patienten verbesserten durch intensive Schulungen ihre Inhalationstechnik sowie das Wissen und Selbstmanagement ihrer Erkrankung. Zudem wurden durchschnittlich fünf arzneimittelbezogene Probleme pro Patient identifiziert, die in einem Drittel der Fälle gemeinschaftlich mit dem Arzt gelöst wurden. Aufgrund dieser guten Erfahrungen sind zertifizierte Kind-Eltern-Schulungen für Asthma, Gruppenschulungen stationär behandelter Patienten und Schwesternschulungen geplant.

Psychosoziale Betreuung

Doris Schmid-Sroka (Augsburg) stellte das Case Management vor, das vor allem der psychosozialen Betreuung von chronisch kranken Patienten dient. Durch Case Management wird versucht, individuelle Lösungen beispielsweise im Bereich Mobilität und Selbstversorgung zu finden. In einem dreijährigen, wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekt "Case Management in Apotheken" konnte die gesundheitsbezogene Lebensqualität der meist multimorbiden Patienten sowie ihre Zufriedenheit mit der Betreuung durch die Apotheke signifikant verbessert werden.

Integrierte Versorgung

"Durch Eintracht wachsen kleine Dinge, durch Zwietracht zerfallen die größten" (Sallust, 86 –34 v. Chr.). Mit dieser Aussage fordert Karin Wahl (Stuttgart) die Apotheken dazu auf, eine Netzwerkstruktur aufzubauen, um gemeinschaftlich unter Einbeziehung aller Berufsgruppen und nicht als Einzelkämpfer integrierte Versorgung durchführen zu können. Dabei gilt es, die gesetzlichen Möglichkeiten der §§ 140 ff. SGB V zu nutzen, d. h. "mit dem Strom schwimmen und nicht gegen den Strom". Zur Umsetzung dieses Vorhabens wurde im Januar 2004 der Verein IntegraCare e. V. mit 15 öffentlichen Apotheken und je zwei Apothekenmitarbeitern sowie einer Krankenhausapotheke gegründet. Ziel ist auch hier, die Qualität und Effizienz der Pharmazeutischen Betreuung zu erhöhen und die Kommunikation aller Leistungsanbieter zu fördern.

Dr. Ulrike Birnbaum, Berlin

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