Prisma

Muttermilch und Säuglingsschweiß macht Frauen an

Gerüche, selbst wenn sie gar nicht bewusst wahrgenommen werden, können große Macht über den Menschen ausüben. Amerikanische Wissenschaftler haben z. B. nachgewiesen, dass der Duft, den stillende Mütter verströmen, sowie der Geruch von Babyschweiß bei kinderlosen Frauen das Verlangen nach Sex steigert.

Speichel und Schweiß der Säuglinge und ihrer Mütter enthalten offenbar chemische Signalstoffe, die bei anderen Frauen den Wunsch nach eigenem Nachwuchs verstärken. Zu diesem Schluss kam ein Forscherteam um Martha McClintock von der Universität Chicago in einer Studie, die in der Fachzeitschrift Hormones and Behavior veröffentlicht wurde. Im Rahmen der Studie beträufelten die Wissenschaftler Wattepads mit Speichel und Schweiß von stillenden Müttern sowie von deren Kindern. Als Plazebo dienten Wattepads, die mit einer Salzlösung getränkt waren.

90 kinderlose Frauen in einer festen Bindung lebend oder Single nahmen an der Studie teil. Über einen Zeitraum von zwei Monaten schnüffelten sie regelmäßig an den Verum- bzw. an den Kontroll-Pads. Anschließend wurden sie nach ihrem sexuellen Verlangen in diesem Zeitraum befragt. 24 Prozent der Teilnehmerinnen aus der Verumgruppe, die in einer festen Partnerschaft lebten, gaben ein deutlich gesteigertes Verlangen nach Sex an. Von den alleinstehenden Frauen aus dieser Gruppe berichteten 17 Prozent über vermehrte sexuelle Fantasien. In der Kontrollgruppe berichteten die Frauen mit Partner dagegen über keinerlei Veränderung und 28 Prozent der alleinstehenden Frauen dieser Gruppe verzeichneten sogar einen Rückgang sexueller Fantasien. "Der Effekt war besonders während der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung, deutlich. In dieser Zeit sinkt das sexuelle Verlangen normalerweise", erklärt McClintock. Weitere Studien sollen nun zeigen, ob es sich bei den Duftstoffen um Pheromone handelt und ob diese Einfluss auf das Fortpflanzungsverhalten im Laufe der Evolution des Menschen hatten. ral

Quelle: Hormones and Behavior 46 (3), 362 – 370 (2004)

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